Stocker

Sehr angenehm, zentral und leckere Backwaren. Personal etwas unfreundlich

Gegenüber der Talstation-​Rigiblickseilbahn steht der Teddybär mit Gipfli in den Armen, das übergroße Maskottchen der Stocker Bäckerei.
Angeblich werden in der Traditionsbäckerei der Familie die besten Zöpfe der Stadt gebacken. Die sind tatsächlich so luftig und weich, dass, ehe ich mich versehe, ich auch schon einmal einen ganzen Zopf zum Frühstück verspeist habe.
Eigentlich sollten mich die Verkäuferin hinter der Theke inzwischen kennen. Schliesslich bin ich nicht nur einmal in der Woche für mein Lieblingsbrot hier. Es ist das Mexicana Brot und, wie der Name schon verrät, ein richtiges Maisbrot. Das ist nicht nur bei mir ausgesprochen beliebt, sondern macht dem glänzenden Butterzopf ernsthafte Konkurrenz. Am Abend ist es deswegen öfters aufgegessen.
Zu hektisch ist es in der Filiale und zu viele Mitarbeiterwechsel gibt es, um wirklich das Gefühl eines netten Familienbetriebs zu bekommen. Für den fünften Stern reicht es deshalb leider nicht.

Oh du süsse Versuchung, umschlingst mich wie ein Liebhaber, lässt mich nicht mehr los, greifst nach meiner Seele, streichelst sie so zart, lässt mich schweben auf den Wolken des Genusses :) so könnte ich meine Beziehung zu Schokolade und Co wohl am ehesten beschreiben. Ja, auch ich sage öfters «Schoggi bitte, ich bruchä Serotonin». Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir die Glückshormone nach Süsskram einbilde oder ob ich wirklich dank ihnen ein Hoch erlebe, aber wen kümmerts? Hauptsache die Versuchung lockt und erfüllt ihre Zwecke!
Die Conditorei Stocker ist immer noch in den Händen der Familie und das ist auch gut so. Hier herrschen Qualität, hohe Standards und das Streben nach stetiger Verbesserung. Im Sommer sind die Stocker Glacé das wohl grösste Highlight meines Besuchs, auch wenn ich nebenei noch andere Dinge krömle. Die leckeren Brote sind immer knusprig, perfekt gebacken und man riecht die Zutaten förmlich heraus. Hier sind Meister am Werk, das hat zwar seinen Preis, ist aber fast alles wert. Die Rinde des Brotes ist hart und knusprig, nicht wie bei anderen Bäckerein wabbelig, halb verkohlt oder gummig. Nein, hier sind die Brote so, wie sie sein sollen!

«Döfemer no es Stockerglacéééé?», schallte es bei uns zu Hause im Sommer nur allzu oft. Und klar, durften wir. Denn meine Mami hatte die ungefähr genau so gerne wie wir auch. Von den Stockerglacés gibt es unzählige Sorten. Die mit welcher ich am meisten Kindheitserinnerungen verbinde ist «Waldbeer». Ich erinnere mich, wie wir auf dem schmutzigen Teerboden im Hof sassen und unsere Lippen mit dem Waldbeerglacé bemalten und uns sehr erwachsen fühlten. Auch heute ist das Waldbeer noch mein Lieblings, vor allem wegen der dunkelroten, sommerlichen Farbe. Die Kübelis sind mir auch so geblieben. Sie sind relativ klein und aus transparentem Plastik mit Rillen drin. Wenn das Glacé fertig war, gab es noch wenige Resten, die in den Rillen blieben. Da brauchte es die angebrachte Zungenfertigkeit, um an den letzten Tropfen zu kommen. Jetzt kaufe ich oft noch die Sorte Joghurt, auch sehr fein oder am Samstagmorgen ein Ufsteller Brötli. Das hat Schokostückchen drin und Hagelzucker und Mandelsplitter obenauf.

Das Geschäft an der Weinbergstrasse ist das Stocker-​Hauptquartier in Zürich. Hier befindet sich die Backstube, die desöfteren den Hinterhof (der Häuser an der Kurvenstrasse) in feinen Duft hüllt. Von hier aus beliefert der Stocker aber auch seine ganzen Filialen in Zürich, also zum HB, zum Stadelhofen, an den Kreuzplatz, etc.
Die Backstube dampft schon seit über 100 Jahren und noch heute ist die Bäckerei in Familienhänden. Bekannt sind die Knuperstangen (das Zwirbelbrot), empfehlen kann ich aber auch die verschiedenen Wähen und die Gipfeli — zwar eher klein, dafür besonders knusprig.
Das beste von Stocker kommt aber zum Schluss, zum Ladenschluss genauer gesagt: In der letzten halben Stunde vor Ladenschliessung gibts alle frischen Waren (also Brot, Wähen, etc.) zum halben Preis. So habe ich mir damals als Student so manches Bier zusammengespart.