Millerntorwache

Wenn man heute von den Stadttoren schreibt, ist dies in der Regel im übertragenen Sinne gemeint. Denn die Zeiten, als es an den Stadtgrenzen Tore gab, an denen ggfs. ein Wegezoll entrichtet werden musste, sind längst vorüber.
Als die Städte wuchsen, wurden die Tore oft abgerissen. Und dementsprechend findet man heute nur noch selten alte Stadttore. Auch vom einstigen Millerntor, das zum seinerzeit dänischen Altona führte, ist nur noch dieses eher kleine klassizistische Wachhäuschen vorhanden. Wobei Klassizismus eher untertrieben ist — denn hier hat sich wirklich Klassizismus at its best ausgetobt.
2004 wurde dieses Wachhäuschen leicht versetzt und steht für meine Begriffe ein wenig zu sehr zur Seite, so dass es weniger wahrgenommen wird als es verdient hätte…
Immerhin hat es mittlerweile eine neue Zweckbestimmung gefunden. Es beherbergt nämlich sozusagen als kleinen Ableger des Hamburg Museums das Museum für Hamburger Geschichtchen. Schön, dass oral history hier einen festen Standort hat. Ich persönlich fände es jedoch schöner, wenn hier eine Nutzung stattfinden würde, die einen besseren Zugang ermöglichen würde. Und man beim Betrachten vielleicht weniger Verkehr ertragen «dürfte».

Die Millerntorwache von 1819 ist eines von ehemals zwei kleinen Zollhäuschen, die im griechischen Tempelstil gebaut wurden.
Sie entstannden nach der Entfestigung der Stadt Hamburg, die seit 1615 als Schutz gehen den dreißigjährigen Krieg diente.
Wenn man ihr Eisengitter passierte, musste man eine Art Stadtzoll entrichten, um nach Hamburg reinzukommen. 1860 wurde dieses Stadtzoll abgeschafft und Hamburg stieg zur Großstadt auf.
2004 wurde es mit Spenden von seinem ursprünglichen Platz, direkt an der Strasse, ein paar Meter nach hinten versetzt, um es vor dem Autoverkehr zu schützen, der sich des öfteren in die Millerntorwache verirrt hatte.
Seit dieser Zeit fristet die Wache ein Schattendasein. Kaum beachtet und mißbraucht als Toilette oder Schlafstätte, hat es aktuell keinen richtigen Nutzen. Das Hamburgmuseum, als Eigentümer, findet keine direkte verwendung und die Stadt möchte am liebsten eine Eisdiele dort eröffnen.
Sehr schade, wenn man mit Hamburgs Geschichte so umgeht. Immerhin ist es das letzte Überbleibsel der Hamburger Festungsgeschichte, die 2016 dann 400 Jahre alt wird.

St. Pauli gehörte früher nicht zu Hamburg, sondern lag vor seinen Toren. Das Millerntor gibt es nicht mehr, daran erinnert allenfalls noch das gleichnamige Stadion oder der hässliche Neubau an der Ecke zur Reeperbahn.
Das einziges Erinnerungsstück an das Tor ist das Zollhäuschen von 1819. Hier wurde eine Art Stadtzoll erhoben und auf die Torsperre geachtet, denn nachts wurde das Millerntor geschlossen. Wer drinnen war blieb dort, und wer von St. Pauli nach Hause wollte, musste dort übernachten.
Erst 1860 hat man die Torsperre aufgehoben.
Das Zollhäuschen, das aussieht wie ein griechischer Tempel, ist auch als Autofahrerfalle bekannt.
Es war schon des öfteren einsturzgefährdet, weil mal wieder ein LKW die Kurve nicht gekriegt hat und im Zollhäuschen gelandet ist.
Glücklicherweise hat sich 2004 der Lions Club bereit erklärt das Häuschen zu versetzen, und so ist steht es jetzt sicher ein paar Meter von der Straße entfernt.