Arge Wien – Möbellager

Das Arge-​Wien Möbellager in der Lorenz-​Mandl-​Gasse ist im Gegensatz zum Caritas-​Lager am Mittersteig ein wenig wilder und abenteuerlicher: die Gegenstände und Möbelstücke kommen ein wenig zerzauster daher, sind ein wenig chaotischer gelagert und eine Spur weniger gut gereinigt… gefällt mir gut! Das erhöht die Spannung und die Abenteuerlust, die muss man auch haben, um auf Bergen am Boden liegender Textilien herum zu kraxeln. Meine letzte Ausbeute: ein nachtblauer maßgefertigter Ballonmantel aus den Sixties… todschick, die Besitzerin des guten Stücks, das ich um wohlfeile 2, — Euro mein eigen nenne konnte, ist vermutlich bereits mehr tot als schick. Man bewegt sich also immer ein wenig am Rande des guten Geschmacks: vielen Dingen ist anzusehen, dass sie aus ärmlichen Besitzverhältnissen vermutlich einsam verstorbener Menschen stammen, das stimmt ein wenig traurig und sentimental, verweist aber auch auf den Gang allen Lebens… Es versetzt mich immer wieder in Erstaunen, in welch rasender Geschwindigkeit der mühsam erworbene komplette Inhalt einer Wohnung und innerhalb eines ganzen Lebens angesammelte Dinge sich in alle Richtungen auf Nimmerwiedersehen verstreuen.
Tipp: rechtzeitig vor Ort sein, am besten noch vor den regelmäßig anrückenden Händlern und Profis, die mit geübtem Blick diverse Schätze in den Transporter hieven.

So sehr ich Möbellager wie das Caritas-​Lager oder auch das der Arge Wien liebe — ich finde leider nur höchst selten etwas. Das Lager der Arge ist überdies bei weitem nicht so groß wie etwa das der Carla Mittersteig, weshalb hier die Chancen nochmals sinken. Auch scheint die Qualität der angebotenen Möbel etwas niedriger zu sein — manches ist sympathisch-​kaputt, vieles aber auch einfach, nun, kaputt-​kaputt.
Sollte man allerdings auf der Suche nach billigen Möbeln sein, dann kann sich ein Besuch hier auf jeden Fall auszahlen. Ich habe hier vor Ewigkeiten drei schöné, alte — natürlich nicht zusammenpassende — Stühle gekauft, die immer noch täglich klaglos ihren Dienst verrichten. Man kann hier also durch auch das eine oder andere Schnäppchen machen, man sollte sich nur nicht allzu viel erwarten.
Die Beratung ist hier immer sehr nett und zuvorkommend. Wenn man sagt, wonach man sucht, wird man gerne etwas herumgeführt, was zum Beispiel im Carla leider nicht selbstverständlich ist.

Zugegeben, die Auswahl an gebrauchten Möbeln ist hier nicht besonders groß und die meisten Verlassenschaften, die hier nach einem neuen Zuhause suchen, scheinen fast ausschließlich den siebzigern entkommen zu sein.
Aber man findet hier auch wirklich brauchbares, vor allem wenn man Geld sparen will. Auch lässt man hier mit sich handeln. Und mein selbstgebauter Schreibtisch tut seit mehreren Jahren ausgezeichnete Dienste — und ich wette meiner war günstiger als Deiner ;)

Wenn man im großen Secondhandmöbellager der Carla (siehe Caritas) nichts Passendes findet, dann ist die ARGE auch eine sehr gute Adresse, um gebrauchte Möbel zu finden. Eigentlich schaue ich auch grundsätzlich lieber gleich in der ARGE nach, vielleicht weil das Angebot hier begrenzter und daher überschaubarer ist. Hier findet man dann z.B. Tische, Stühle, Küchenkredenzen, alte Nähmaschinen — oft auch alte Fahrräder. Ich bilde mir ein, dass die ARGE bis jetzt auch eher ein Geheimtipp war und die Kaufkonkurrenz daher nicht so ganz so riesig ist. Die kleineren Skurrilitäten gibt es dann im Flohmarkt nebenan zu kaufen, der aber nur jeden Mittwoch und Freitag von 8 bis 17 Uhr offen hat.

Mal was Neues: Mitte Juli war ich im 7. Bezirk unterwegs. Diesmal klapperte ich alle von Freunden empfohlenen Trödler ab. Es ging darum, das besondere Stück zu finden, das meiner Altbauwohnung aus ihrer so offensichtlichen Mittelmäßigkeit heraushelfen sollte. Bei den Trödlern fand ich nichts Brauchbares und war sowieso die ganze Zeit am Grübeln darüber, wie, wo und ob es überhaupt eine Alternative zum oft so enttäuschenden Carla-​Lager und zu anderen gar nicht enttäuschenden, dafür ganz schön teuren Läden (Bananas und Co.) gäbe. Da stoße ich auf ein Bekleidungsgeschäft in der Schottenfeldgasse: einen großen Raum mit vielen freistehenden, geöffneten Kleiderschränken. Alle Schränke sind weiß lackiert, sehen weder besonders alt noch besonder wertvoll, aber verdammt gut aus. Ein so-​was-​habe-​ich-​mir-​vorgestellt-​Gefühl stellt sich sofort ein. Da verrät mir die Verkäuferin, sie hätte die meisten Kasten eigentlich eh ganz billig beim Arge Möbellager in der Lorenz-​Mandl-​Gasse erworben. 20 Euro pro Stück oder so. Hinzu seien geringe Renovierungskosten gekommen (die Glückliche kennt sich aus und braucht dabei keine Hilfe). Ihr Tipp: das Lager regelmäßig zu besuchen.
Wo stehe ich am nächsten Tag in der brütenden Sonne? Richtig, in der Lorenz-​Mandl-​Gasse 31, in den stickigen Hallen des großen Lagers (bei solchen Temperaturen müsste man allerdings von Gewächshäusern sprechen…). Nichts gefunden. An dem Tag gab es weit und breit keine interessanten Stücke. Bei zwei Lieferungen pro Tag ändert sich das Sortiment jedoch ständig. Der Tipp war vermutlich gut: regelmäßige Besuche lohnen sich.
Mein allgemeiner Eindruck: das Sortiment ist qualitativ schlechter als beim Caritas Möbellager (kurz Carla). In der Lorenz-​Mandl-​Gasse sind aber weniger Schnäppchenhungrige unterwegs als etwa beim Carla am Mittersteig.
Zweifellos eine Sache für Geduldige!