Adalbert Stastny

Das Geschäft von Adalbert Stastny in der Werdertorgasse 9 ist wirklich eines der letzten Überbleibsel des alten jüdischen Textilviertels. Als ich noch jung war und in dieser Gegend lebte, war noch fast jedes Geschäft in dieser Art. Nun sind die meisten dieser Textilgeschäfte Banken oder Esslokalen gewichen. Nicht so das Stoffgeschäft des neunzigjährigen Adalbert Stastny.
Im Jahre 1952 ist er aus der Tschechoslowakei nach Wien geflohen. Seine Blütezeit hatte er in den Sechziger– und Siebzigerjahren. Davon zeugt auch noch immer sein jetziges Angebot. DIe Stoffe sind zumeist sehr bunt und wirken mitunter psychodelisch. «Watte aller Art» steht auf einem Schild, das stammt aber noch vom Vorgänger. Designer Free Spirit Stoffe bietet man hier eben so an, wie leitfähige Textilien, die nach Kundenanforderung gewebt werden. Auch für Bühne, Show und Tanzgruppen hat man das nötige Material.
Arbeiten will Stastny bis zum Umfallen, wie er sagt, seine beiden Söhne sind Ärzte geworden, das Geschäft wird wohl niemand mehr übernehmen.

Wunderwelt der Sixties und Seventies Meterwaren. Bei Stastny gibts Stoffe die nicht nur Retro aussehen. Denn hier ist alles feinste Ware aus den wilden Musterzeiten. Original. Aus Amerika. War Stastny damals ein florierendes Unternehmen, als man sich auch noch _​was machen ließ_​. Schicke Kleider und Kostüme zum Beispiel. Damals waren auch noch viele Damen hier beschäftigt, um die vielen Kunden zu beraten und die tollen Stoffe die Herr Stastny importierte zu verkaufen. Dann kam die Konfektion. Wie schade. Irgendwie. Denkt man. Und hier lagern noch die Schätze. Und Herr Stastny, mittlerweile in einem Alter, in dem er das nicht mehr tuen müsste, kommt immer noch jeden Tag in sein Wunderwelt. Zieht sich dann zurück in sein Büro. Und Frau Maria, die letzte der wunderbaren Verkäuferinnen hält die Stellung hinter der Stoffabschneidetheke. Dreht im Hinterzimmer das Licht auf für die Kundschaft. Erzählt aus der bewegten Geschichte des Unternehmens. Und macht den Preis. Einen guten.