Weibliche Gestalten

Ganz in der Nord-​West-​Ecke von Planten un Blomen stehen 2 Frauenfiguren. Sie stammen aus der Zeit der 1. IGA, die insgesamt 3x in Planten un Blomen stattfand (1953, 1963 & 1973).
(Siehe Foto unten)
Die beiden Weibliche Figuren haben denselben Titel, wurden aber von 2 verschiedenen Bildhauerinnen geschaffen: Barbara Haeger & Ursula Querner.
(Siehe Foto unten) (Siehe Foto unten)
Die beiden Frauenfiguren sind jetzt in meinen Augen nicht so interessant, aber sie stehen sozusagen im Vorgarten einer Ecke von Planten un Blomen, die seltener aufgesucht wird.
(Siehe Foto unten) (Siehe Foto unten) (Siehe Foto unten) (Siehe Foto unten)
Der Stil des Gartens, mit seinen weißen, durchbrochenen Mauern, ist ganz an dem Apothekergarten angelehnt. Terrassenförmig erstreckt sich der Garten zwischen diesen Mauern und bietet viele ruhige Nischen an.
(Siehe Foto unten)
Nein, geregnet hat es hier nicht. Im Gegenteil, es ist seit ein paar Tagen trocken & sonnig und da sich sehr viele fleißige Hände um den Park kümmern, wurden hier schon Sprenkler aufgestellt, damit alles so schön grün bleibt.

Man erlebt immer wieder Überraschungen im Leben. Manche sind jäh und abrupt diese hier aber war eher ein erstauntes Aufhorchen und eine amüsierte Selbstreflexion, die mir nahe legte, doch in Zukunft meine Augen weiter offen zu halten, bzw. das Offensichtliche nicht immer auch für das Gegebene zu halten.
Wer regelmäßig den schönen Park Planten un Blomen besucht kennt sie, die beiden Damen aus Bronze, die nahe am Fernsehturm in Überlebensgröße und nur geringfügig bekleidet in den Beeten abseits des Weges stehen. Beide schauen in die gleiche Richtung, beide sind fast gleich groß, beide zeigen ähnliche Merkmale wie z.B. einen etwas zu kleinen Kopf, der im Vergleich zum Rest des Körpers eher weniger herausgearbeitet wirkt. Beide Frauen haben eher breite Becken, die weniger idealistisch als realistisch wirken, so dass ich zuerst annahm, eine Frau wäre die Schöpferin. Dagegen aber sprach wiederum die Modellierung der Brüste, die etwas überdimensional und vor allem schwerkraftfrei wirkt das passt doch eher zu einem Mann, der Wunsch über Physik stellt (wobei klar war, dass diese Plastiken lange vor der Einführung von Silikoneinlagen erschaffen sein mussten!). Der Realismus gefällt mir, die eher schlichten Gesichter und die stehenden Brüste eher nicht so.
Getäuscht hatte ich mich aber in einer zentralen Frage, was eben jene Überraschung ausmachte: Die beiden Kunstwerke haben zwar den gleichen Titel, nämlich Weibliche Gestalt, sind aber von verschiedenen Bildhauerinnen erschaffen. Erst wenn man genau hinsehen will, mag man Unterschiede in der Ausführung bemerken, so lächelt die eine, deren Gesicht doch ein wenig mehr ausgeführt ist, die eine hat ein ein wenig klarer ausgeführtes Textilstück bei sich dennoch würde vermutlich höchstens einer von zehntausend Besuchern darauf kommen, dass hier zwei verschiedene Künstlerinnen am Werk waren (was auch nur am Boden auf den Sockeln zu lesen ist). Zudem wurden beide Werke zur selben Zeit geschaffen, nämlich für die IGA 1953, für die die meisten Bronzen öffentlichen Raum in Hamburg hergestellt z sein scheinen.
Schöpferinnen sind hier Barbara Haeger und die bereits an anderer Stelle erwähnte Ursula Querner.
Querner (geb. 1921) lebte seit ihrem 16. Lebensjahr in Hamburg, studierte 1946 – 1949 bei Edwin Scharff und richtete sich ab 1950 ein Atelier in Hamburg ein. Sie gewann 1952 den renommierten Lichtwark-​Preis und 1959 den Rompreis, eine Zeit lang war sie in Italien tätig, 1964 erhielt sie den Scharff-​Preis. Sie starb bereits 1969 an Krebs. Viele ihrer Werke sind öffentlich in Hamburg zu sehen, darunter Orpheus und Eurydike an der Außenalster.
Barbara Haeger wurde 1919 in Loslau geboren, studierte Bildhauerei in Berlin, Frankfurt und schließlich ebenfalls bei Scharff in Hamburg, vielleicht lässt sich aus dieser gemeinsamen Zeit die Ähnlichkeit der Skulpturenableiten? Ab 1953 hatte sie ein eigenes Atelier in Hamburg, siedelte danach jedoch 1965 nach Paris und 1970 nach New York um bevor sie 1985 wieder nach Hamburg zurückkehrte. Ihre Werke wurden weltweit (unter anderem in London, Mexikco-​City, Dar-​es-​Salam) ausgestellt. In Hamburg war sie schon in sehr jungen Jahren häufig mit der Ausgestaltung von Plätzen und Häusern der Nachkriegszeit beteiligt (Kunst am Bau), im Verlauf verließ sie die Bronze als Material und erschuf überdimensionale abstrakte Skulpturen aus Epoxidharz unter der Überschrift Zerstörung der Form. Nach wie vor sind zahlreiche ihrer Skulpturen im öffentlichen Raum Hamburgs zu sehen (z.B. Ladenzentrum am Teichweg). Sie starb 2004 in Hamburg.