HördinX-Verlach

AUF DIE OHREN
Ich auf HördinX
Nicht täglich, aber immer mal werde ich gefragt, ob es mich als Buch gibt. Das finde ich nicht wenig schmeichelhaft, muß aber leider bedauern. Da ich mich nie dazu durchringen konnte, für tausend Briefmarken Texte an doofe Verlage zu schicken, wissen die nichts von mir. Meine etwas kippelige Ego-​Standfestigkeit würde außerdem hunderte von Absagen nicht verkraften. Außerdem, gäbe es mich als Buch und hätte ich dann kometenhaften Erfolg, dann müßte ich ja andauernd in Talk-​Shows, und dieser Herausforderung des Ruhms wäre ich wohl nicht gewachsen, weil ich nicht schlagfertig bin. Gute Antworten fallen mir schon ein, aber immer erst 2 Stunden später. Deswegen gibt es mich nicht als Buch, es sei denn, einer schnitzte sich selber eines aus meinen Qype-​Beiträgen
ABER!
Weil ein Qyper danach gefragt hat, mach ich es Euch jetzt kund: Den Erfinder und Alter Ego von Kraska gibt es auf die Ohren! Als er sein Apple-​NoteBook-​Spielzeug bekam, hat er ein paar seiner Vorlesungen aufgemotzt, gepimped, getuned, mit ziemlich GEMA-​freier Musik, mit Geräuschen und Effekten verschnörkelt und mit eigener Personalstimme auf CD gesprochen! Manchmal rumpelt es vielleicht wg. Dilettantismus, aber das Tonmisch-​Programm garageband von Apple ist schon geil, und es gab schon Leute, die meine Stimme erotisch, hypnotisch oder wenigstens joaah, ganz gut oder zumindest geht das was lauter?! fanden, und die Gattin, die eine professionelle Sprecher-​Ausbildung hat und eine elektrisierende Stimme, macht auch mit (Zitate, Frauen, Tierstimmen, manchmal mit Hall!), und eine kleine, sehr exklusive Elite findet sogar, ich könnte gut komplizierte Sachen einfach erklären.
Also: Das fette HördinX besteht aus sechs CDs, deren Gesamttitel lautet: DAS TIER UND WIR, das sechs Stunden lang teils unterhaltsame, teils kluge, teils vielleicht auch anfechtbare Gedanken erzählt bzw. darlegt, unterbrochen von Eskimo-​Gesang, Indianergetrommel oder reichlich schrägen Sachen, Geräuschen, Gebrüll, Gebell und Gemaunze.
Worum geht es und was ist drin oder drauf?
Es geht um die Natur– und Kulturgeschichte des Mensch-​Tier-​Verhältnisses, was die Weltreligionen mit unserem Verhältnis zum Tier machen, und wie in der Geschichte der Philosophie gedacht wurde über Tiere, Fleischverzehr, die Rangfolge der Lebewesen und die ethischen Normen, die unsere Haltung zu Tieren bestimmen (sollten).
Es geht los mit einer reichlich langen Meditation über den spanischen Stierkampf. Manche könnten sich über den Mangel meiner Empörung erregen, andere werden es zu schätzen wissen, daß meine intellektuellen Probebohrungen andauernd von Pasodobles, brüllenden Stieren und Olé-​Rufen unterbrochen werden. Wer weiter zuhört, entdeckt, daß diese exotische Einleitung nur dazu diente, ins Thema einzuführen. Denn nach einer Weile geht es über die Heiligkeit des Stieres hinweg mit riesigen Schritten in die Vor– und Frühgeschichte des Menschen, es geht darum, wie wir das Töten und den Tod entdeckten, welche Rolle das Ritual des Opfers und der Gabentausch spielte und wie der Mensch zum Raubtier wurde.
Die zweite CD macht da weiter, erzählt von Menschenopfern, tiergestaltigen Göttern, Mensch-​Tier-​Mischwesen, Chimären, von Mythen, dann von frühen vegetarischen Philosophen in der Antike, es wird fundiert über das tierfeindliche Christentum genörgelt und noch vieles andere.
CD Nr. 3: Das Maulen übers Christentum nimmt Formen an: Ihm verdanken wir das zweifelhafte Modell vom Menschen als Krone der Schöpfung, auch die grenzenlose Lizenz zum Töten. Haben Tiere eine Seele? Glauben sie an Gott? Oder sind sie bloß Sachen? Diese Debatte beginnt nun. Schweine, Hunde und Katzen werden verdächtigt, Sitz und Wirtstier des Satans zu sein. Hexenprozesse gegen schwarze Katzen! Dann die Neuzeit! Der Philosoph Descartes erklärt Tieren zu mechanischen Maschinen. Der Terror der Vernunft gegen das Tier, anatomische Tierversuche und Tierquälerei werden thematisiert, auch die Frage, ob wir noch zurück zur Natur können. Die vertikale Mißgeburt: Der Mensch als krankes Tier und falscher Engel beginnt mit Franz Kafkas Bericht für die Akademie. Da wirds mal richtig ernst, weil nach Menschlichkeit und Bestialität gefragt wird. Zwischendurch ist schaurig-​schöné Musik. Dann wieder ich.
So, jetzt hab ich keine Lust mehr, weiter den Inhalt zu beschreiben. Es sind noch drei weitere CDs über Tierrechte, Tierrechtsbewegung, Vegetarismus, die Legitimität von Tierversuchen, und überhaupt alles, was man über Tier und Menschentier denken kann. Zum Teil kommen Schimpansen zu Wort. Manche nervt das, aber ich hatte die Geräusche neu und außerdem Spieltrieb.
Was gibts sonst zu sagen? Manche Menschen haben ja schon vor dem Wort ‘Philosophie’ Angst und glauben, nachdenken könnte wehtun. Gibt es da denn auch Fremdwörter drinne? fragen sie bang. Schon ein paar. Aber die kann man zur Not nachschlagen. Natürlich gibt es Fachprofessoren, die sind Hirnsprengmeister. Aber nicht bei mir! Mit mir