Das Tabakgeschäft an der Badenerstrasse 300 ist eigentlich ein ganz normaler Kiosk, und trotzdem muss ich es erwähnen, da dieser Ort einfach eine spezielle Atmosphäre hat. Der Kiosk liegt zwischen den Tramstationen Zypressenstrasse und Albisriederplatz. Unscheinbar steht er dort, und präsentiert sich in verstaubtem Charme. Er ist nicht so modern wie all die anderen Kioske, welche an jedem Ecken aus dem Boden schiessen. Der Kiosk von Nader Khorrami gehört zu den richtig alten Exemplaren, welche in Zürich noch an paar Orten zu finden sind. Und genau das finde ich so toll. Der Chef des Kiosk’ ist Iraner, und irgendwie hat man das Gefühl, dass dieser ältere sehr herzliche Mann in seinem Kiosk lebt. Der Kiosk ist nämlich ständig geöffnet, und wenn nicht er selber dort steht, dann bestimmt jemand aus der Familie. Die Frau, die Tochter, oder sonst irgend jemand Bekanntes. Man wird bei einem Besuch freundlich und herzlich begrüsst, und in der Luft liegt ein mixiger Duft von Tabak, Schwarztee und Kaugummi. Dazu hört man im Hintergrund iranische Musik oder sonst eine politisch angehauchte Sendung auf Persisch. In aller Ruhe wird man bedient, und ein Schwätzchen über Gott und die Welt darf dabei nicht fehlen. Vielleicht hat man sogar Zeit für einen Kaffee oder Tee, und bei diesem können dann Diskussionen über Religion, Politik oder über das Wetter vertieft werden. Zu kaufen gibt es im Kiosk das Übliche: Tabakwaren, Getränke, Kaugummis, Zältli, Schoggi, Zeitungen und Magazine. Alles ist auf engstem Raum, und Sortierung und schweizerische Ordnung herrscht in diesem kleinen Geschäft nicht. Der Kiosk erinnert mich eher an ein«Lädeli» in Iran oder der Türkei. Es ist ein Eintreten in eine andere Welt, und in eine Welt von früheren Tagen. Ich finde diesen Kiosk so toll, weil ich Stammgast war und jedes Mal sehr freundlich und herzlich empfangen wurde. Ich wohnte nur wenige Gehminuten vom Kiosk entfernt und habe mir beim sympathischen Herrn immer meine Zeitungen und Hefte geholt. Ein Schwatz lag immer drin, und es war immer amüsant. Wenn ich jetzt jeweils in dieser Gegend bin, dann schaue ich immer vorbei, und kaufe mir irgend etwas. Einfach, damit ich diese spezielle Atmosphäre etwas spühren kann.