Schweizerisches Sozialarchiv

Das Sozarchiv findet man in einem schönen Haus an der Stadelhoferstrasse 12 im Kreis 1. Allgemein ausgedrückt findest du hier vieles über gesellschaftliche Fragen des 20. Jahrhunderts. Soziologiestudenten, werdende Historiker und Studierende der Politikwissenschaften tummeln sich in den engen Räumlichkeiten und beschäftigen sich mit Migration, Arbeit, Gewerkschaften oder sozialen Bewegungen und vielem mehr. Letzten Sommer wurden jetzt Materialien der vpod aus dem Volkshaus rüber gekarrt. Ich bin hier ab und zu am Zeitung lesen, da findest du eine breite Palette in angenehmer Atmosphäre. Auch bezüglich der Achtziger Bewegung in Zürich habe ich hier schon wahre Perlen gefunden, von Kriesis Standartwerk über Collagen, Pressemitteilungen u.s.w. ist fast alles da. Wie kreativ die Jungen da waren, da heult man heute ja fast…
However: findest du etwas nicht selbst, ist insbesondere der junge nette Herr, der meines Wissens fast täglich da ist, äusserst hilfsbereit. Engagiert, fast herzzerreissend, stellt er dir tonnenweise Material bereit, du wartest in der Regel eine halbe Stunde, das Prozedere brauch halt seine Zeit. Interessierst du dich für die neuere Neuzeit so bist du hier richtig. Hingehen und Eintauchen!

Das Sozialarchiv ist wieder einmal so eine öffentliche Stätte, die sicher zu mindestens 20% von mir finanziert wird. Die Öffnungszeiten sind unglaublich dankbar (wochentags bis 19.30 Uhr), trotzdem schaffe ich es nicht, meine Bücher rechtzeitig zurückzubringen. Dies wird auch deutlich gemahnt und man könnte meinen, dass einem die saftige Busse reicht. Nein, nirgends sonst in solchen öffentlichen Institutionen wurde ich derart böse angeschaut wie von dem Personal dort. Und man kann es ihnen wahrscheinlich nicht einmal verübeln. Trotzdem, ich habe Angst vor ihnen.
Dabei wäre das Soz Archiv ein wirklich genialer Ort zum lernen. Es hat eine Abteilung mit Arbeitsplätzen (vielleicht doch spärlich, aber bis jetzt habe ich immer schon ein Plätzchen gefunden), die Tische sind gross genug, sodass man sich wirklich gut ausbreiten kann.
Ausserdem bin ich dem Sozarchiv jedes Mal dankbar an etlichem Material für beispielsweise Geschichtsarbeiten. Wenn man wutentbrannt die ZB und ETH Bibliothek durchforstet und nichts findet, stösst man schlussendlich immer auf das SOZ Archiv. Dann muss man nur an der Dame am Schalter vorbei und die Bücher rechtzeitig zurückbringen. Dann ist man im Reinen mit dem SOZ Archiv.

Das Schweizerische Sozialarchiv heisst Sozialarchiv, weil es in der Schweiz die erste Adresse für all jene ist, die sich mit sozialen Fragen, sozialen Bewegungen und der Gesellschaft befassen. Das Sozialarchiv sammelt Dokumente aller Art — von der Handschrift bis zur digitalen Fotografie -, stellt sie dem Publikum zur Verfügung und bewahrt sie für kommende Generationen. Hier findet man Zeitungsartikel aus den letzten Hundert Jahren bis in die Gegenwart. Gegründet wurde das Sozialarchiv im Jahre 1906.
Im Sozialarchiv gibt es drei Abteilungen: Bibliothek, Archiv und Dokumentation. In der ersten Abteilung findet man Bücher und Zeitschriften, in der zweiten private Nachlässe, Fotografien und audiovisuelle Dokumente und in der letzten dann Sachdossiers mit Broschüren, Flugschriften und Flugblättern. Nicht alles kann man nach hause nehmen und muss es dort kopieren. Zu beachten ist dabei, dass die Bereitstellung der Dokumente in der Regel eine halbe Stunde dauert.
Viele Studenten und Studentinnen lernen gerne im Sozialarchiv und die Plätze sind rar. Auch im Zeitschriftensaal ist es voll, denn hier kommen die Leute hin um die Zeitungen zu lesen, die sie nicht abonniert haben. Im alten mehrstöckigen Haus ist es heimelig und gemütlich und man möchte sich einfach hinsetzen und ein bisschen gescheiter werden. Dieses Haus ist nicht nur äusserlich Geschichte, in seinem Innern bewacht, ordnet und bewahrt es Geschichte!

Während der Uni war das Soz-​Archiv immer einer meiner liebsten Orte, wenn es darum ging sich auf Prüfungen vorzubereiten oder Arbeiten zu schreiben. Das wunderschöné Gebäude hat einen relativ kleinen Lesesaal für vielleicht 20 bis 30 Leute im 1. Stock. Es ist ein schöner Raum, mit knarrendem Holzboden. Die Arbeitsplätze sind grosszügig und gut beleuchtet. Die Kleinheit hat aber einen Preis: Wenn gegen Semesterende zugeht und Prüfungen anstehen, lohnt sich frühes Kommen am Morgen. Es hat ein paar Fächli, die man mit einem Einfränkler tageweise mieten kann — allerdings darf man so ziemlich alles in den Lesesaal mitnehmen. Wer länger dort arbeitet kann die Fächli auch monatsweise mieten. Es hat grössere und kleinere Tische, solche mit Blick aus dem Fenster und solche mit Blick auf die anderen Lernenden. Irgendwie herrscht rasch eine familiäre Atmosphäre — wer wochenlang dort ist, kennt bald die anderen Studis, denen es gleich ergeht. Es ist so klein, dass man auch rasch mal ins Gespräch kommt — ich habe jedenfalls immer ziemlich bald Gspähnli gefunden für die Kaffeepausen. Und wer doch mal keines hat, geht in den Raum zwischen Info-​Schalter und Lesesaal und bedient sich bei einer der zahllosen Zeitschrifen und Zeitungen, die da täglich bereitgestellt werden. Es gibt einige Leute, die nur deswegen tagtäglich ins Soz-​Archiv pilgern. Das Soz-​Archiv ist jedenfalls der beste Lernort überhaupt. Ein zusätzlicher Grund: Es hat kein Internet, man lenkt sich also nicht so rasch ab…