Pompon

Meine Schwester wurde vor ein paar Wochen dreissig Jahre alt, natürlich fragt man da nach Wünschen und Träumen. Als sie den Wunsch nach einer Nähmaschine äusserte, kam mir schon ein Schmunzeln über die Lippen. Sie, die immer so Anti-​Hausfrau war, sie, die immer auf der Gasse war und das nächste Abenteuer suchte, sie, die niemals Kinder, Haus und Garten haben wollte. Ja, mit 30 wohnt sie in einem Haus mit Garten, hat natürlich ganz standard-​like zwei Hunde und will jetzt noch eine Nähmaschine. Na dann… Ich schaute wie teuer so ein Teil war und ich musste feststellen, unter 700 Franken bekommt man nur Schrott. Also, Spendenaktion. Danach packte mich das Fieber auch wieder. Ich nähte nämlich früher regelmässig auf der alten Maschine meiner Grossmutter. Als das Teil alterswegen die Hocke machte, war meine Mutter die einfachste Lösung. Dort konnte ich nähen bis mir die Finger bluteten :) Doch immer zu Mutti rennen? Nö danke.
Also entdeckte ich Pompon. Eine witzige Idee das weit bekannte Internetcafé als Vorlage zu nutzen und das Konzept auf Nähmaschinen umzuwälzen. Hier stehen nämlich statt Computern mit Internet Nähmaschinen. Während den Öffnungszeiten kann man ohne Voranmeldung nähen, schneidern und sich beraten lassen. Wer möchte kann hier schnatter, fachsimplen und einen Kaffee geniessen. In dieser kreativen Atmosphäre gleitet der Stoff fast wie von selbst durch die Maschine und man kann es kaum erwarten das nächste Stück anzufangen. Hier wird gestaltet, geflickt, gebastelt und genäht was das Zeug hält. Pompon — mir gabst du die Freiheit ohne Mutti zu nähen :)

Heute schreibe ich über Pompon, weil ich feststellen musste, dass viele gar nicht wissen, dass es so was Tolles in Zürich gibt.
Pompon ist wie ein Internetcafé, nur stehen da keine Computer sondern Nähmaschinen. In der offenen Nähstunde, kann man ohne Voranmeldung mit dem eigenen Stoff vorbeigehen, sich an eine Maschine setzen und loslegen. Nadeln, Massbänder, Scheren, Moulure, Schnittmuster und Faden sind vorhanden. Im Pompon gibt es sowieso alles, was das Schneiderherz begehrt: grosse Zuschneidetische, Bügelstation, Overlocker, Covermaschinen…
Wer ganz eigenständig schneidern will zahlt 10Fr. in der Stunde, wer Hilfe bei fachlichen Problemen und gute Tipps will, zahlt 15Fr. Für die, die es dann richtig packt gibts Nähplätze für 200Fr im Monat und für Anfänger verschiedene Nähkurse.
Das neue Kleid einnehmen, Stoffe kaufen, Futter ersetzen, Kaffee trinken, den Lieblingsmantel nachnähen, endlich mal die Hosen flicken, fachsimpeln — jede® kann realisieren, was sie/​er gerade will, alles unter dem Motto «Do it yourself». Für alle die gern nähen (würden), aber aus Patz-​, Geld– oder anderen Gründen kein eigenes Nähatelier haben, ist die offenen Nähstube am Idaplatz die perfekte Lösung.