Salvatore Icilio

Bei Icilio habe ich die besten Antipasti meines Lebens gegessen.
Mehr aus Zufall allerdings, denn die Bottega del Buongustaio liegt doch etwas abseits vom Herzschlag der Luzerner Altstadt. Hätte ich nicht im Jailhotel gleich nebenan gewohnt, wäre mir dieses Kleinod wohl verborgen geblieben.
Ich trete durch die Türe und fühle mich schlagartig nach Italien versetzt. Eine grosse Theke voller Delikatessen thront in der Mitte, dahinter stehen der Pizzaofen und die unübersehbare Espressomaschine. Die Gestelle links und rechts präsentieren Pasta, Wein und viele andere Spezialitäten unseres südlichen Nachbarlandes.
Herr dieses kleinen Reiches ist Salvatore Icilio. Er begrüsst mich herzlich und lädt mich ein, an einem der wenigen Tische Platz zu nehmen. Ich folge dem Beispiel meiner (übrigens ausschliesslich Italienisch sprechenden) Mitgäste und bestelle einfach einen Teller Antipasti und ein Glas Rotwein.
Was Icilio mir zusammenstellt, ist ein wahres Feuerwerk der Italianità. Zuerst schneidet er grosszügig würzigen Rohschinken ab. Aus dem Käsesortiment kommen Provolone, Pecorino, Parmigiano und eingelegter Mozzarella dazu. Getrocknete Tomaten, Artischockenherzen, Oliven und einige Rädchen einer höllisch scharfen Wurst sind die Krönung. Dazu erhalte ich focaccia al rosmarino frisch aus dem Ofen — eigentlich mehr als ich essen kann.
Das zweite Glas Merlot del Friuli, der dem ersten bald folgt, und höchster Genuss bei jedem Bissen lassen mich aber nicht aufhören, bis der Teller leergegessen ist.
Als ich nach dem Espresso zahlen möchte, folgt die letzte positive Überraschung des Abends. Die Antipasti sollen gerade mal 9.50 Franken kosten.
Da zögere ich keinen Augenblick und runde auf — weit jenseits aller schweizerischen Trinkgeldgebräuche. Der wunderschöné und erlebnisreiche Kurztrip nach Italien ist auch so noch günstig genug.
[11/​2006]