Wir hatten Glück, als Paul(Gazza) Gascoigne im Halbfinale der Fußball-WM 1990 in Italien an einer scharfen flachen Hereingabe vorbeigrätschte. Wären seine Fußballschuhe nur ein paar Zentimeter größer gewesen, hätte er uns wohl aus dem Turnier gekickt, und die Engländer wären im Endspiel gewesen. Ich hätte es ihm gegönnt, sogar den Titel, wenn dieses Erfolgserlebnis dafür gesorgt hätte, dass dieser großartige Fußballer sich nicht selbst Stück für Stück zerstört. Er wurde am 27. Mai 1967 in Gateshead/England geboren. Bereits mit 17 debütierte er in der englischen Premier League Es folgten Stationen bei diversen weiteren Vereinen 19841988 Newcastle United 19881992 Tottenham Hotspur 19921995 Lazio Rom 19951998 Glasgow Rangers 19982000FC Middlesbrough1 200003⁄02FC Everton 03÷0206÷02FC Burnley 01÷0304÷03 Gansi Tiama 07÷0410÷04 Boston United Danach versuchte er sich wenig erfolgreich als Trainer und Spielertrainer in unteren Spielklassen. Von 1988 bis 1998 machte er 57 Länderspiele für England. In den 90er Jahren, auf dem Höhepunkt seiner Fußballkunst fiel er gleichermaßen durch Genialität auf dem Rasen, und durch die Tatsache, das er stets die sportlichen Erfolge zum Anlass für ausufernde Trinkgelage nutzte. Aber so umstritten sein Lebenswandel war, so unumstritten wurden seine fußballerischen Leistungen anerkannt. Er war ein Genie. Er errang Kultstatus auch deshalb, weil sein unprofessioneller Lebenswandel dafür sorgte, dass er stets, auch schon in jungen Jahren, ein kleines Bäuchlein mit sich rumtrug. Er war dadurch auch Idol für viele Freizeitkicker. 1990 aber ging er fit in die WM, er war Denker und Lenker im Team der britischen Rumpelfußballer. Er war durch seine Virtuosität für alle entscheidenden Momente im Spiel verantwortlich. Egal, ob aus dem laufenden Spiel, oder bei Freistößen. Trotzdem konnte er das Aus gegen Deutschland im Elfmeterschießen nicht verhindern. Die Briten sahen an ihren Bildschirmen einen verzweifelten Gazza, der seinen Tränen freien Lauf ließ. Seit dem waren ihm die Sympathien seiner Landsleute auf Lebenszeit gewiss. Von da an gings allerdings bergab mit ihm, seine Leistungen wurden ihm immer ähnlicher. Sie schwankten. Sein Alkoholkonsum wurde immer unkontrollierter. «…auf einen 4-fachen Baileys machte ich Schaum, so dachten alle, ich würde Cappuccino trinken.» *, erzählte er mal einer Sportzeitung. Seine Späßchen auf und neben dem Platz, die ihm hohes Fanansehen gebracht hatten, wechselten sich nun ab mit Extravaganzen und Peinlichkeiten. Er war für seinen derben Humor bekannt, das was er aber nun anrichtete war nicht mehr tolerabel. Selbst in England bleiben prügelnde Ehemänner nur bis zu einer gewissen Grenze Vip-Logen-kompatibel. Kürzlich wurde der abgemagerte Gazza zum wiederholten mal in die Psychiatrie eingeliefert. Im Rollstuhl. Seine Schwester Anna fleht in der Zwischenzeit alle seine Fans in Gateshead an, ihm keine Drinks mehr zu spendieren. Sie hat Angst, er würde sich entgültig unter die Erde trinken. Was machen dann die vielen Kinder in seinem Geburtsort. Überliefert ist die Geschichte, dass Gazza an einem Kiosk sich eine Süßigkeit kaufte, mit einem 100-Pfund-Schein bezahlte, und den greisen Kioskbesitzer anwies, das Wechselgeld in Form von Süßigkeiten an die Kinder im Dorf zu verteilen. Mensch Gazza, mach kein Scheiß. Pass ein wenig auf dich auf. Das schreibt Dir Dein größter Fan.