Wienzeilenhäuser von Otto Wagner

One who loves Art Nouveau cannot leave Vienna without visiting those. The whole block is an art canvas.
Designed by Otto Wagner, each one is different in its own amazing way…
My favorite of three, Majolika Haus in the middle, with bright flowers covering the façade… They are glazed majolica tiles, believe it or not, weather resistant and easy to clean, and looking as new as the day they were installed back in 1898.
From the first floor entrance to the roof, the detailing of floral motifs is incredible.
Must see.

Wie der Pavillon am Karlsplatz sind auch die Häuser an der Wienzeile einen Spaziergang (oder eine U-​Bahn-​Fahrt) wert. Man kann im Vergleich mit den Nachbarhäusern (die auch nicht hässlich sind) sehr gut sehen, wie radikal anders der Jugendstil zu bis dahin üblichen Dekorationen ist.

Die Wien war also gezähmt. Und südöstlich des Karlsplatzes bald überbaut, die gewonnene Fläche den Ständen des seit 1905 auch offiziell Naschmarkt genannten Handelsplatzes zugewiesen. Eine Zwischenlösung, denn man plante einen bis Schönbrunn reichenden Prachtboulevard. Hier sollte er beginnen. Eine schöné Sache, die Grundstückspreise zogen an. Gerade recht für Otto Wagner, der sein stattliches Vermögen ja keineswegs als Architekt allein erwirtschaftet hatte. Als Bauherr reüssierte er, konzipierte und finanzierte Wohnhäuser in der Stadiongasse, der Universitätsstraße und, 1898 bis 1899 war es, an der Linken Wienzeile. Mit gut fünfzig Wohnungen das bis dahin größte Wohnbauprojekt des vifen Mannes. Drei aneinander anschließende Bauten umfasste es. Sie zählen zu den bemerkenswertesten Jugendstilbauten der ehemaligen Residenzstadt.
Das wohl schönste unter ihnen trägt die Nummer 40. Seine Berühmtheit verdankt es der zur Gänze mit ornamental glasierten Fliesen verkleideten Schaufassade, die ihm den Namen Majolikahaus eintrug. Majolika, so heißt es, leite sich vom altitalienischen Namen der größten Baleareninsel Mallorca ab. Stark vom maurisch-​islamischen Kulturkreis und dessen Malereien beeinflusst, nahm die Keramikbemalung und –glasur im Italien der frühen Neuzeit einen bemerkenswerten Aufschwung. Im Laufe des 17. Jahrhunderts aus der Mode gekommen, lebte sie nun wieder auf. In Italien, Deutschland, Frankreich. Und, natürlich, im Wien der Jahrhundertwende. Nicht nur, vor allem aber hier, im Haus Nummer 40. Alois Ludwig entwarf den grün-​, türkis– und roafarbenen Floralschmuck, der das Haus efeugleich umfängt. Lehrer Otto Wagner schätzte das schöné Steingut seiner dekorativen Wirkung, nicht zuletzt aber auch seiner Witterungsbeständigkeit und leichten Reinigbarkeit wegen. Die einzige Herrin der Kunst. Wir wissen es. Auch hier ein sinniges Beispiel für Wagners Programm, das im anschließenden Haus 38 seine Fortsetzung findet.
Die intelligente Grundrisslösung ist es, die hier besticht. Ein mit von Othmar Schimkowitz gestalteten Halbfiguren abschließender Viertelkreis leitet zur Köstlergasse und fasst die drei Baukörper zur kompositorischen Einheit. Wunderbar verspielt die güldenen Jugendstilornamente Koloman Mosers auf weißem Putz, sachlich-​zurückhaltend dagegen das zuletzt errichtete Gebäude Köstlergasse 3. Hier bezog Wagner selbst eine Stadtwohnung im Hochparterre jenes Hauses, das zum Inbegriff großstädtischer Wohnkultur im Wien der Jahrhundertwende avancierte. Aufzüge, Bäder, einheitliche Grundausstattung der Wohnungen. Die sonst üblichen Repräsentationsräume freilich, die fehlten in Wagners persönlichen vier Wänden. Salon und Bibliothek, das hatte er in Hütteldorf. Doch was hatte er nicht, im wunderbaren Villenbau am Rande der Stadt? Die berühmt gewordene gläserne Badewanne etwa. Sinnfällig demonstriert sie Reinheit, Transparenz und Funktionalität, die Eckpfeiler eines Architekturverständnisses, das hier seinen Ausgang nahm.
Das Ende naht und unser Arbeitgeber, ja der will Ergebnisse sehen. Wir beugen uns dem Druck und schreiten ein letztes Mal die Siegerlisten ab. Furchtlos und unerschrocken gehen wir dem Schlussstein entgegen, zwischen ihm und uns nichts als zwanzig maßgebliche Werke modernen Architekturschaffens in Wien. Unter ihnen, so muss es sein, die wunderbaren Wienzeilenhäuser Otto Wagners. Noch einmal sammeln wir Sachverstand und Urteilsgabe, weisen ihnen, integer und unbestechlich wie eh und je, den ganz zweifellos hochverdienten achten Platz im Ranking zu, gratulieren herzlich und sagen Servus. Leise, wie es sein muss in Wien. Schön war’s, liebe Freunde, Kollegen, Wieneroberer, schön.
(Dieser Beitrag ist Teil der Serie ‘Wo in Wiens mit modernen Schmankerln ausgiebig behübschten Straßen finde ich die beeindruckendsten, bahnbrechendsten und überhaupt maßgeblichsten Profanbauten der Moderne?’. Nähere Infos und Hintergründe unter
).

Der Jugendstil hinterlässt in Wien seine Spuren. Kleine, aber prägnante. Folgt man diesen Spuren kommt man früher oder später zu den Häusern an der linken Wienzeile.
Früher sind sie mir eigentlich kaum aufgefallen. Ich war nicht so oft am Naschmarkt, von dem man die Häuser gut sehen kann, und die U4 fährt gerade an dem Stück unterirdisch. Schade eigentlich. Umso erstaunter war ich, als ich die Häuser dann letztendlich wahrnahm.
Links das Majolikahaus. Im Vergleich mit ihrem linken Nachbarn (von der Betrachterseite aus) wirkt es eher schlicht, nicht so pompös und aufgeblasen. Aber keineswegs weniger elegant. Die flache Fassade ist verziert mit großen rosa Blumen, grün– goldenen Balkonen, grünen Blättern, Kränzen und unglaublich vielen weiteren Details. Der Schmuck macht das Haus einzigartig in der Reihe der linken Wienzeile Häusern.
Der rechte Nachbar bildet ebenfalls eine Ausnahme. Hauptsächlich in Weiß und Gold gehalten wirkt das Haus eleganter als das Majolikahaus. Zwar weniger aufsehenerregend, aber feiner. Etwas zurückhaltender vielleicht. Otto Wagner hat sich hier selbst übertroffen. Seine Handschrift lässt sich klar an den auskragenden Dachgesimsen erkennen, die unterseitig fein verziert sind. Die Gleichstellung aller Etagen (normalerweise zeichnen die Architekten die 1. Etage aus), die flache Fassade aber trotzdem der Reichtum an Dekor — das ist Jugendstil. Das ist Otto Wagner.
Wenn man Zeit hat sollte man auch unbedingt einen Blick hinein wagen. Vor allem in das Haus Linke Wienzeile 38. Innen lässt sich noch mehr Jugendstil ausmachen. Die Spuren werden dichter. Der damals noch neuartige Lift ist das absolute Highlight. Ist die Eingangstür offen sollte man nur keine Scheu empfinden. Die Bewohner sind neugierige Besucher längst gewohnt. Sie sind nicht genervt, sie sind stolz, dass sie in einem so geschichtsträchtigen Haus wohnen. Ich hatte damals das Glück sogar in den Lift zu kommen, denn eine Bewohnerin sperrte ihn für uns auf.
Hat man keine Zeit reicht auch einfach bei einem Naschmarktbesuch der Blick nach oben. Vor allem an einen sonnigen Tag im Herbst, an dem die Sonne die goldenen Dekorelemente bescheint und die Häuser fast strahlen lässt.

Mein persönliches Lieblingsgebäude in Wien! Den Jugendstil liebe ich sowieso, aber weder die Secession noch die anderen Wienzeilenhäuser, die ja unschwer erkennbar auch echt wunderschön sind, kommen für mich an das Majolikahaus ran. Das Haus in der Linken Wienzeile 40 ist von oben bis unten mit einem Blumenmotiv in Türkis, Altrosa und sattem Grün verziert. Oh mann, das klingt ja echt wie ein schrecklicher Farbmix. Ich sollte wohl noch an meiner Ausdrucksweise was Farben angeht arbeiten. Aber ihr könnt mir wirklich glauben, die Farben passen super zusammen! Das gigantische Blumenornament ist auf unzähligen Keramikplatten, sogenannte Majolika, aufgetragen — daher also auch der Name.
Bei einem Naschmarktbummel darf ein Blick auf das Majolikahaus meiner Meinung nach nicht fehlen!
Da bleibt nur noch eins zu sagen: Danke lieber Otto Wagner!