Wienflussportal

Im ausklingenden 19. Jahrhundert hatten die Wiener Stadtplaner sich von der Idee hinreißen lassen, den einst so wilden Wienfluss zu verbannen, ihn zum Untergrund zu machen und darüber einen Prachtboulevard ganz nach Pariser Vorbild zu errichten.
Die Idee blieb Idee.
Seinen Ursprung im Wienerwald habend, über Hütteldorf und Schönbrunn kommend, windet sich der Wienfluss heute zumindest im Kerngebiet der Stadt auf unterirdischen Wegen. Einen großen Teil vom Häubchen macht der Wiener Naschmarkt aus.
Und im Stadtpark tritt er schließlich wieder ans Tageslicht. Durch das sogenannte «Wienflussportal», das im stadttypischen Wiener Jugendstil gehalten wurde. Konzipiert vom Architekten Friedrich Ohmann, dem auch das Palmenhaus im Burggarten zu verdanken ist.
Und es ist schon ein zauberhaft schönes Plätzchen hier, wenn die Sonne das Blattwerk der Schlingpflanzen, die sich wie ein Wasserfall in Richtung Fluss strecken, in ein helles Leuchten versetzt.
Die Pavillons, die dem Portal rechts und links zur Seite stehen, entführen einen dann etwas wehmütig im Gedanken nach Paris und das geschwindigkeitsfaule aber bestimmte Fließen des Wassers hat schließlich auch irgendwie eine versöhnliche Wirkung auf geschundene Stadtseelen.

Wie ich einmal in einem Reiseführer gelesen habe, die Wiener haben ein kompliziertes Verhältnis zum Wasser. Früher sperrten sie das Wasser weg, verbannten den Wien Fluss unter die Erde. Heute versucht man das Wasser bestmöglich zu nützen, es entstehen Strände an Donauinsel und Alte Donau und es gibt zahlreiche Belebungsprojekte für den Donaukanal. Kommt mir wirklich sehr ambivalent vor.
Der Wienfluss ist wie gesagt fast nicht sichtbar. Daher auch schwer als Fluss zu beschreiben. Verbannt unter die Stadt führt er ein dunkles, unterirdisches Leben. Unterm Karlsplatz zum Beispiel. Beim Stadtpark kehrt er aber wieder zurück, kommt ans Licht und bahnt sich seinen Weg unbeirrt weiter.
Genau diese Stelle ist ganz besonders in Wien. Das Wienflussportal. Geplant und realisiert im Zuge der Wienfluss-​Regulierung (also der Wien Fluss Verdammung in die Unterwelt) von Friedrich –Ohmann mit Hilfe des Architekten Josef Hackhofer in den Jahren 1903 — 1906. Die Stadt Wien hat sich bemüht dieses Portal in all seiner Pracht zu erhalten und erst 2001 renoviert. Die im 2. Weltkrieg zerstörten 6 Vasen, die das Portal schmücken, wurden nach Vorbild einer erhaltenen rekonstruiert. Die beiden Pavillons zu Seiten des Portals schmücken diese Stelle ganz besonders wie ich finde. Der gesamte Plan von Ohmann wurde allerdings nicht realisiert. Das wäre dann wirklich spektakulär geworden. Wasserspeiende Elefanten am Portal und ein Schleier– Wasserfall über dem Portal. Naja man kann ja nicht alles haben.
Das Portal sollte man an heißen Tagen meiden, denn mit dem vielen Asphalt kann es schon ganz schön heiß und unbequem werden. Aufzusuchen ist meiner Meinung nach das Wienflussportal beim Stadtpark zu Zeiten, an denen die Stimmungen am klarsten hervorkommen –also morgens, im Herbst oder abends. Da kommt dann ein bestimmtes Flair auf, man fühlt sich irgendwie wohl. Sitzt auf einer der Bänke und liest ein Buch oder trifft sich mit einer Freundin und plaudert über dies und jenes.
Ein überaus charakteristischer Ort Wiens, der sich zu besuchen lohnt. Wird man meinen Rat befolgen und nicht im Hochsommer hingehen wird man es auch genießen können und nicht bereuen. Übrigens auch sehr leicht erreichbar — direkt an der U-​Bahn Station Stadtpark!