Stadtkino im Künstlerhaus

Ich kam über das Vienna Independent Short Festival zum ersten Mals ins Stadtkino. Zusätzlich zum Kino gibt es noch ein kleines Café und die Stände verschiedener Kulturfestivals wo man sich Karten und Merchandise beschaffen kann. Wenn ich mich nicht komplett verschaut habe, gibt es auch eine kleine Ausstellungsspace. Alles sehr modern und schick eingerichtet und schöner Kontrast zum eigentlichen Kinosaal. Der ist nämlich von der guten alten Sorte. Riesige Fresken (oder Wandteppiche — als Kurzsichtiger im dunklen Kino bin ich mir jetzt nicht mehr sicher^^), eine wunderschön verziehrte Decke mit Ornamenten der Sternzeichen, sowie die Masken der verschiednen Gefühle die man aud dem Griechischen Theater kennt. Also fast schon zu schade dass diese Deko während dem Film im dunklen Verschwindet. Organisatorisch muss ich das Team des Stadtkinos und des Vis auch loben, alles superprofessionell und ansprechend gestaltet und abgewickelt :)

Die Wiener Klein– und Programmkinoszene ist im Umbruch. In den letzten Jahren wurden kleine Kinos an den Rand der Existenz gedrängt oder mussten aufgrund fehlender Investitionsgelder in Bezug auf die Digitalisierung der Kinotechnik schließen.
In Österreich rüstet sich die Szene mit dem Umbau des Metrokinos sowie mit der Kooperation der Programmmacher des Stadtkinos mit den Akteuren vom Künstlerhaus. Der Standort des Stadtkinos im dritten Wiener Gemeindebezirk wurde geschlossen. Durch die Kooperation mit dem Künstlerhaus wird nun das dortige Kino bespielt.
Jedenfalls wurde das Foyer in den Räumlichkeiten des Künstlerhauskinos modernisiert und etwas aber nicht zu viel auf gestylt. Die alten, wackligen Tische im Foyer wurden durch zeitgemäße (Hoch-)tischkonstruktionen ersetzt. Zum Glas Wein vor oder nach einer Kinovorstellung kann man hier sehr gute Küche genießen! Der alte Kinosaal im Inneren des Gebäudes wurde gsd. gleich belassen, die Technik meines Wissens digitalisiert.

Das Stadtkino gehört zu jenen Unikaten in Wien, die man schon mal besuchen sollte. Hier kann man eine Zeitreise unternehmen, hier ist man weit entfernt von Cineplexx und 3D Filmen. Gelegen am Schwarzenbergplatz kostet es etwas Mühe das Kino zu finden und man sollte daher vielleicht vorher die Adresse notieren, um nicht unnötigerweise auf diesem riesigen Platz herumzuirren.
Angekommen führt dann eine schmale Stiege hinunter in den Vorraum des Kinos, der als Wartesaal genützt wird. Links und rechts an der Wand gibt’s kleine Bänke zum Ausruhen. Vorne in der Ecke kann man Getränke und andere Süßigkeiten kaufen. Aber es gibt nicht wie gewohnt eine lange Schlange oder einen riesigen Tresen. Es handelt sich hierbei um ein kleines Buffet im Eck. Reicht aber vollkommen und trägt 100% zum Flair des Stadtkinos bei.
Die Kinosäle selbst sind auch klassisch. Keine erhöhte Tribüné und gemütliche weiche Sesseln, in denen man zu versinken droht und nach dem Film nur mit etwas Mühe wieder herauskommt. Trotzdem hat man einen guten Blick auf die Leinwand, so viele Besucher sinds dann insgesamt auch nicht in dem kleinen Saal.
Noch ein Bonus: hier spielt es ausgefallene Filme aus den verschiedensten Länder. Für jene, die eine Auszeit von Hollywood Liebeskomödien und Blockbuster brauchen.

Ich liebe das Stadtkino. Es ist jedes mal wie eine Zeitreise in die 50er, die mit dem Schwindel beginnt, der einen bei der Treppe hinunter erwischt.
Unten angekommen, findet man den absolut entzückendsten Kino-​Buffet-​Betreiber, den man sich überhaupt nur vorstellen kann. Er verbietet es einem auch immer zu viel Trinkgeld zu geben. Und er gibt immer diese ganz dünnen Strohhalme, dies in den 80ern überall gab, in die Glas-​Cola-​Flaschen, durch die alles immer total schaumig wird :-)
Außerdem ist es das einzige Kino in Wien, das oft finnische Filme zeigt.

Stadtkino = International
Das Stadkino ist eine Viennale Kino. Das heißt ein Programmkino mit Festivalerfahrung. Hier hat man als erstes Kino in Wien auch den Film der ersten Regisseurin in Hollywood, die den ersten Oscar für Regie bekam, Kathryn Bigelow für «Hurt Locker», gezeigt.
Dafür liebe ich dieses Kino. Aber nicht zum ersten Mal hat das Stadtkino Profil bewiesen und Erstaufführungen mit interationalem Character gebracht.
Verschiedene Festivalerfahrungen geben diesem Kino den Touch des guten Programmkinos, das in der ersten Liga der internationalen Filmwelt präsent ist. Ich kenne es mit Filmen von Tarkowskij und Eisenstein und anderen im Vergleich. Und das heißt schon was.

Das Kino ist natürlich auch sehenswert. Aber das Beste sind die Programme, die zu jedem Film rauskommen. Soviel Hintergrund zu jedem Film wird sehr selten geliefert.
Hatte sie eine Zeitlang gesammelt. Aber leider weggeworfen bei einem Umzug. Wären vielleicht was wert (die ersten 100).
Interessant ist auch die Videothek, die alles Mögliche aus dem ORF seit 1978 aufgezeichnet hat. Aber nur dort anschauen, war auch beim Warten auf den Einlass immer interessant, die Leute vor den Fernsehern zu beobachten.