H.Matkovits Altwaren

die Kombination aus Verkaufspreisen, die ihresgleichen in Wiener Innenstadt-​Top-​locations suchen und den unqualifiziert-​dilettantischen Auskünften der beiden dauerqualmenden Kaffeeschwestern, die ihrern Hintern kaum aus dem Sessel bekommen, wird in DER Vatiante wohl einmalig in Wien sein.
Die Möbel, die in einem dauerfeuchten Gemäuer gelagert werden, sind von Holzwürmern durchfressen und zT aufgrund der Lagerung angemorscht und verzogen — man hat allerdings keinen Genierer, Ihnen diese als einmalige Antiquität, die vielgesucht und eine Seltenheit ist, anzupreisen, wobei man bei der Preisauskunft nicht einmal mehr rot wird — übrigens werden Sie egal was Sie in dem Dreckhaufen angreifen, sowieso stets etwas «besonders Seltenes, Vielgesuchtes, äusserst Wertvolles,…» in Händen halten.
Wenn man jedoch anbietet, von solchen «Schätzen» vielleicht das eine oder andere selber an diese Händler verkaufen zu wollen, da ja — besonders selten, wertvoll, vielgesucht… — da wird man merken woran man wirklich ist; auch wenn Sie sagen sie würden es um EIN Zehntel von deren Preis hergeben.
also, dieser Besuch sollte schon wirklich gut überlegt sein, auch sollte man vor diversem Nagetier nicht erschrecken, da man diese dort auch anzutreffen sind — aber wenigstens fühlt sich irgendwer dort wohl.

Antiquitäten sind ja bis dato nicht unbedingt in der Hitliste der Begehrlichkeiten, darum ist man an dem Geschäft und den zwei Schauräumen in der Stadtgutgasse immer recht leicht vorbeigekommen. Möbel und Lampen aus der Zeit vor 1930. Schwer und düster.
Was für ein Glück, daß man für die Kunst auch mal genau solche Möbel aufzutun hat, und einem der Altwarenladen von Frau Matkovits einfällt. Das Geschäft ist schon ein Erlebnis an sich. Eine Höhle aus Geschirr. Kein Druchblick auf die Wände, enge Pfade durch die zwei Räume in deren hinterem Bereich in einer BüroinderGeschirrecke eine Runde Fachsimpler zusammensitzt ohne einem auch nur irgendeine Aufmerksamkeit zu schenken. Nachdem man hier vorgesprochen hat, darf man mit einem Mitarbeiter durch die Schauräume gehen, die sich gegenüber und an der Ecke zur Glockengasse befinden. Möbel ohne Ende, in bestrestauriertem Zustand, aber zu schön. Zu teuer. Auf die Frage, obs auch unrestauriertes Mobilar gäbe, wird man wieder in das Geschäft zurückbegleitet und der Weg in eine Ecke gewiesen. Versteht man nicht. Aber nach ratlosen Blicken in die Runde wird einem kundgetan, da sei eine Türe. Einfach durch. Und nochmal durch dann, und dann — ob man eine Taschenlampe mithätt… Äh.
Das wird schon gehen. Wie durch den Kaninchengang gehts jetzt auf ins Altwarenwonderland. Im ersten riesigen Raum gibts Altwaren ohne Zahl wild zusammen und inneinander. Möbel, Lampen, Musikinstrumente mit starken Gebrauchsspuren. Bilder. Alte Spielsachen. Naja, man ist ja nicht zum Spass hier. Weiter. Dahinter gehts berab. Und es ist dunkel und kalt. Kein Licht. Und Schränke, zum Teil zerlegt zum Teil im Ganzen gestapelt bis unter die Decke. Meterhoch. Ein Labyrinth. Jetzt versteht man die Sache mit der Taschenlampe. Irgendwo raschelts. Wahrscheinlich das weisse Kaninchen.