Dr. Liora Bunzl

Ich war in der Lobau baden. Ich schwimme auch gerne. Die kombinierten Faktoren, Lobau und Schwimmen, lass ich aber in Zukunft sein. Karpfenexkremente, Sonnenöl und ein stehendes Gewässer, hinterließen ihre Spuren an mir. Finden ist etwas für Sachensucher, also fand ich Dr. Bunzl. Sie half den nach zwei Tagen auftretenden Hautausschlag zu beseitigen.
Die beschilderte Ordination im Hinterhof eines Neubaus — dazwischen mehrere Stufen — wird von zwei, manchmal drei OrdinationsassistentInnen dirigiert. Ein buntes Mischmasch an Tapete, Blumen, Tischen und Dekoration, Sesseln und Beschriftungen verwirrt beim ersten Besuch ein wenig, aber Pfeile führen ins Wartezimmer nächst der Behandlungsräume. Hier herrscht striktes Handyverbot, die Strahlen könnten die teuren elektronischen Spezialgeräte irritieren und zerstören. «Das sind hochempfindliche Geräte.»
Blättern in Illustrierten, die Schnörksel der Tapete verfolgen, Objekte in der Vitrine besehen, bis der Aufruf in Behandlungszimmer ertönt. Ein paar Blicke, ein Rezept, «Wir sehen einander wieder zur Kontrolle in vier Wochen.» Es ist die Effizienz, die zählt!

Kommt man bei Frau Doktor Bunzl an, könnte man sich zuerst einmal ein bisschen irritiert fühlen. Sehr betriebsam geht es hier gleich zu, wenn man bei den vielen sehr beschäftigten Damen im Empfangsbereich vorspricht. Dazu schallt kommandoartig Frau Doktors Stimme durch die blechern klingende Druchsprechanlage, Aufforderungen an ihre Mitarbeiterinnen und dazwischen Aufrufe an die nächsten Patientiennen. Ein bisschen wundert man sich über die Auffassung von Diskretion. Wird man dann von der Stimme weiterbeordert taucht man erst einmal ein in das Labyrinth von Ordinations– und Besprechungsräumen, durch die man leicht zeitverschoben mit anderen Frauen durchgeschleust wird. Ich lande erstmal in einem winzigen Zimmer das aussieht wie ein Minisalon. Audienz bei Frau Doktor. Ich hoffe, daß bei der Art von Fragen die hier, während Frau Doktor ihren Tee trinkt, gestellt werden, nicht irgendwo die Durchsagemaschine auf «An» gestellt ist. Nicht nur daß ich hier sämtliche Frauenthemen in einer Art Gesundheitsverhör durchlaufe, wird hier auch mein kompletter Zustand — Körper, Psyche und Lebensgewohnheiten — unter die Lupe genommen. Darauf bin ich mich ein bisschen unvorbereitet. Auf ihre Anweisung gehts in weiterer Folge also ins Labor und zur Hausärztin. Die schüttelt nur den Kopf.
Ich bin übrigends sowas von gesund, Frau Doktor.
Aber doch gut, wenn man Bescheid weiß.

Die Praxis von Fr. Dr. Bunzl befindet sich auf Stiege zwei eines Wohnhauses, das heißt, man muss durch die Eingangstür durchgehen, dann 4 Stufen hinunter, durch den Hof durch (da ist ein Gang), dann bei der nächsten Tür rein und nochmal 10 Stufen hinaufgehen. Wenn man zum ersten Mal dort ist, ist es recht verwirrend. Dort angekommen, läutet man bei der Tür (links) und die Ordinationsgehilfin öffnet. Gleich auf der rechten Seite findet sich die Aufnahme. Dort wird gleich mal Blut gemessen. Anschließend heißt es: Bitte Platz nehmen. Meistens für seeehr lange Zeit, da die Praxis immer voll ist — man kann jedoch in der Zwischenzeit einkaufen gehen oder einen Kaffee trinken — der Platz wird frei gehalten.
Was sehr irritierend ist, während man auf die Untersuchung wartet: Fr. Dr. Bunzl spricht mittels (laut eingestellter) Gegensprechanlage mit den Ordinationsgehilfinnen und man kann als Wartende (als auch als Patientin) alles mithören, was manchmal nicht sehr diskret ist.
Fr. Dr. Bunzl hat auch eine überaus freundliche Art. Mir persönlich ist dies zu freundlich und zu fürsorglich, doch vielleicht ist sie für Mädchen, die den 1. Frauenarztbesuch haben, die beste Wahl.