Café-Bäckerei Linsbichler

Hab nach der Enttäuschung beim Ströck Semmeln beim Linsbichler geordert. Kurz gesagt: Hiiiilfe!!! Haben die Bäcker das semmelmachen verlernt? Oder ist das jetzt Türkischbrot? Wird sowas überhaupt noch gekauft? Wo sind die Zeiten, in denen man in ein resches, knusprig krachendes und trotzdem luftiges Semmerl beissen konnte? Heutzutage sind nicht einmal mehr ordentliche Handsemmeln zu finden. Die sind außer teurer auch noch (wird das heute noch verstanden?) verwoadaglt. Werden wahrscheinlich auch nicht mehr von Fachkräften angefertigt (die es offenbar nicht mehr gibt, zu teuer).

In den Zeiten als ich in Wien noch zu Besuch war, wurde mir bei der Diskussion, wo ich denn jetzt die Sonntagssemmel holen soll, immer vom Linsbichler abgeraten. Über die Gründe herrschte keine wirkliche Einigung. Von daher habe ich das dann selbst mal ausprobiert, denn man muss sich ja auch mal seine eigene Meinung bilden.
Die Damen hinter der Theke waren wirklich sehr nett, aber anscheinend hatten sie auch wirklich nicht viel zu tun. Auch sonst sehe ich kaum Leute in dem Laden, was immer ein ziemlich trauriger Anblick ist. Die Bäckerei sieht einfach ziemlich altmodisch aus, also nicht altmodisch wie ein typisches Kaffeehaus, das hat natürlich noch Flair, sondern einfach nur altmodisch.
Dazu kommt, dass die Semmel einfach trocken und daher einfach nicht wirklich mein Geschmack sind — manche mögen das wohl so. Auch die restlichen Sachen haben mich nicht wirklich angemacht, wobei ich jetzt natürlich nicht alles durchprobiert habe, versteht sich.

Früher war hier der Zauner, ein Bäcker vom alten Schlag. Mit kleinem Geschäftslokal von dem direkt eine Tür in den Untergrund führte, wo die gebackenen Köstlichkeiten im Ofen das dunkle Licht der Welt erblickten. Ein Tischchen mit zwei Stühlen stand auch noch da — in diesem Miniaturraum. Die Frau Zauner kümmerte sich höchstpersönlich um ihre Kundschaft und kannte von der Kommerzialratsgattin bis zur Hausfrau scheinbar wirklich jeden.
Wie viele dieser Gattinnen und Hausfrauen heute ihren Kaffee in der Bäckerei Linsbichler schlürfen, weiß ich nicht. Es scheint aber so, als gäbe es hier eine Altersbeschränkung. Nach unten.
Statt dem einen Tischchen gibt es im erweiterten Geschäftslokal nun mehrere Sitzecken und Tische. Alles ist heller und freundlicher.
Den Geschmack von früher kann ich hier allerdings nicht mehr finden. Der Zauner-​Kornspitz bleibt unübertroffen ein Relikt in der Erinnerung.