Landesmuseum Württemberg

Ein Flyer, der mir in der DB-​Lounge Mannheim Anfang Dezember 2014 in die Hände gefallen war, war schuld daran, dass ich nach Stuttgart musste. Denn die Ausstellung über das römische Stadtleben in Südwestdeutschland klang reizvoll– auch eine Befragung des Nets schreckte mich nicht ab. Kurz gecheckt, ob sich das Museum auch sonst lohnen könnte– klang gut. Also war der Besuch dem Grunde nach klar. Es wurde dann letztlich Mitte März 2015, bis ich diesen dann absolvierte. Und bereuen sollte ich es nicht.
Das Landesmuseum Württemberg gehört zu den Museen, die letztlich auf die frühere Sammelleidenschaft der Regierenden zurückgeht. Doch bereits 1862 wurde durch den damaligen württembergischen König ein Museum ins Leben gerufen. Untergebracht wurde es im Alten Schloss in Stuttgart, das recht zentral seitlich zum Schlossplatz liegt. Okay, das Lapidarium liegt im Neuen Schloss– aber das ist ja nur einen Katzensprung entfernt. Und die Musikinstrumente sind am Schillerplatz untergebracht — auch nur ein Katzensprung.
Doch das Haupthaus, das Alte Schloss, ist als solches den Besuch schon wert. Das schreibe ich aber lieber gesondert dort.
Bedingt durch die Lage, ist das Landesmuseum gut zu erreichen. Der Zugang durch den Schlosshof mit seinen Arkaden ist größtes Kino. Und drin erwartet einen ein modernes Ambiente, bei dem man gleich sieht, dass Barrierefreiheit hier kein Fremdwort ist. Das Ticket für die Dauerausstellung Legendäre Meisterwerke im 2. OG sowie Uhren– und Glaskeller kostet 5,50 Euro, für die Sonderausstellung und die Legendären Meisterwerke wurden 9 Euro fällig. Aus meiner Sicht faire Preise. Der Audioguide ist übrigens kostenlos, für Jacken und Gepäck stehen Münzspinde und eine kostenfreie Garderobe zur Verfügung.
Und man sieht, riecht, ahnt gleich, dass man es hier mit einem Museum zu tun hat, das mit der Zeit geht, ohne jetzt zu sehr auf Show zu setzen.
Die Sonderausstellung «Ein Traum von Rom» war lohnend, der Besuch wurde von mir jedoch im üblichen Ausstellungsgalopp «durchgezogen». Ich wollte ja schließlich noch mehr sehen.
Und im 2. OG kam ich bei den Legendären Meisterwerken ganz auf meine Kosten. Auf einem ganzen Stockwerk gibt es einen umfangreichen Rundweg durch die Geschichte Württembergs von ganz früher Zeit (der Weg beginnt nach ein paar Luftbildern mit einem schlappe 240.000 Jahre alten Exponat) mit Faustkeilen, Feuersteinen usw. usw. über die Bronzezeit, die Römer, die Alamannen, das Mittelalter (mit sehr großem kirchlichen Anteil), die frühe Neuzeit, die Barockzeit, das Königreich (einschließlich Königskrone und Zepter) bis hin zur Zeit des Endes des 1. Weltkriegs. Dabei ist beispielsweise die Steinzeit, die ich meist doch eher im Froschgalopp schnell durchzugehen pflege, sehr informativ gestaltet. Schlichtweg der Hammer sind für mich der Wortwitz und die Spielereien, die sich an Exponatbeschriftungen befinden. Hier muss man mehr als einmal schmunzeln– und selbstverständlich sieht man hier keine klassischen überladenen Vitrinen.
Ein Museum, das nicht nur durch seine Exponate, sondern vor allem auch die Gestaltung zu überzeugen weiß. Beim frühmittelalterlichen Schmuck usw. wird beispielsweise die jeweilige Situation am Körper veranschaulicht.
Und mehr als ein Exponat ist definitiv ein richtiges Highlight, etwa eine alamannische Fürstenbestattung mit weitgehend erhaltenem Kettenhemd usw.
Ja, hier brauche selbst ich eine ganze Weile. Und wenn ich 1 ½ Stunden in einer Dauerausstellung in nur einem Stockwerk bin, dann heißt das was. Textwüsten sind hier naturgemäß Fehlanzeige– und es gibt auch spezielle Angebote/​Informationen für Kinder. Ebenso wie Mitmachstationen. So kann Museum heute, so muss es eigentlich auch. Denn damit kann man sicherlich auch Kinder für Kunst und Kultur begeistern. Für Kinder gibt es übrigens einen speziellen Bereich, das «Junge Schloss»
Im 1. OG wird der Bereich der Kunstkammer und weiterer Ausstellungsbereiche derzeit komplett neu gestaltet– wird sicherlich ein ähnliches Highlight wie das 2. OG, das dann nächstes Jahr eröffnet wird.
Übergangsweise ist ein Teil der Kunstkammer-​Exponate ohne Einzelbeschriftungen frei zugänglich im Erdgeschoss ausgestellt.
Der Shop ist auch originell– eine Art Einbau hinter der Kasse. Mit allgemeinen Artikeln sowie natürlich auf die aktuelle Sonderausstellung bezogenen Büchern, Repliken usw. usw. Da kenne ich weitaus schlechtere Museumsshops.
Mein Erstbesuch im Landesmuseum Württemberg wird kaum der einzige Besuch gewesen sein. Ich werde sicherlich mal ein Auge darauf haben, was es hier zukünftig an Sonderausstellungen gibt. Und spätestens dann, wenn die neue Dauerausstellung im 1. OG eröffnet ist, werde ich bestimmt mal wieder vorbeischauen.

Tolles und hilfsbereites Personal. Die Dauerausstellung zeigt super doe Entwicklung des Landes Württemberg. Nur Baden kommt mir als Landesteil deutlich zu kurz !!!

Die aktuelle Keltenausstellung lohnt auf jeden Fall einen Besuch!
Ganz besonders begeistert hat mich der Teil zur Kunst der Kelten. Großartig präsentiert, zB mit den raffinierten Schattenwürfen an der Decke. Alles wirkt sehr durchdacht und qualitätvoll präsentiert. Es sind außergewöhnliche Exponate, sehr gute Filme und ein super Audioguide. Spannend fand ich auch die Frage, die zu Beginn aufgeworfen wurde: was ist eigentlich Kunst? Die Gegenüberstellung keltischer und zeitgenössischer Kunst war hier sehr interessant.
Kleine Mängel: die schrägen Bildschirme, die an manchen Virtrinen sind, sind leider von relativ schlechter Qualität. Wenn man nicht vom idealen Punkt aus daraufschaut, sind die Farben völlig verzerrt. Bei meiner Körpergröße von 165 cm musste ich mich auf die Zehenspitzen stellen, um es in den richtigen Farben zu sehen. Wie geht es da erst kleineren Personen und Kindern?
Der Teil im Kunstgebäude ist sehr viel ‘klassischer’ und weniger spektakulär, also auf Archäologie (wie findet eine Grabung statt? o.ä.) und die (Alltags-)geschichte (Wie lebten die Kelten, wo und wann?) ausgerichtet. Diesen Teil fand ich zwar gut gemacht, allerdings eher durchschnittlich.
Zum Zeitbedarf: ich empfehle, die beiden Ausstellungsteile nicht innerhalb eines Tages zu besuchen. (Tickets gelten für den jeweils anderen Teil bis Februar!) Es ist einfach zu viel Input sonst. Ich habe für den Teil im alten Schloss mit Audioguide ohne Pause 3 Stunden benötigt und für den Teil im Kunstgebäude 2,5 Stunden.
Ziemlich störend finde ich die Unart vieler Besucher laut palavernd (oder telefonierend!) durch die Ausstellung zu gehen. Da sollte meiner Meinung das Personal für Ruhe sorgen.
Den dicken Katalog zur Ausstellung habe ich gekauft (für 25 Euro sehr preiswert!), er bietet tolle Bilder und gute Texte.
Lobend ist noch zu erwähnen, dass der Audioguide nur 2 Euro kostet.
Wer sich für Geschichte, Archäologie und Kunst interessiert, sollte unbedingt hingehen.

Die derzeitige Keltenausstellung im Landesmuseum Baden-​Württemberg bietet eine tolle Übersicht über die Kultur der Kelten, die einst weite Teile Zentraleuropas beherrschten, bevor sie mit Sack und Pack hier auswanderten und ihre großen Oppida zurückliessen. Teile dieser Truppe sind ja seinerzeit vor Rom aufgetaucht und hätten dort sogar fast das Kapitol erobert, wenn die Gänse nicht geschrien hätten, wie man aus dem Lateinunterricht weiss. Im Nordschwarzwald gab es damals ein tolles keltisches Eisenindustriegebiet, das den Kelten waffentechnisch für eine geraume Weile ein große Überlegenheit verschafft haben muss. Die Schmiedetechnik war nicht viel schlechter als hier vor 150 Jahren. Das kann man zum Beispiel sehr schön am Hochdorfer Wagen erkennen. In Neuenbürg graben sie einen Hochofen nach dem andern aus und der Eisenbergbau hatte sich dort ja bis ins 19. Jahrhundert gehalten. Die Kelten hatten auch schöné Hüte und pralle Schenkel. Das sieht man an diversen Statuen. Sogar Textilreste haben sich erhalten. Das gruseligste Objekt der ganzen Ausstellung war ein alter Halswirbel mit einem glatten Schwertdurchschnitt. Die Kelten sammelten nämlich keine Skalpe, sondern menschliche Köpfe. Ich nehme an, dass die Druiden im Interesse eines nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Wirtschaftens die Kelten mehr und mehr von der barbarischen und militaristischen Eisen-​Technologie abgebracht und zu schöneren Textilmustern und gemeinschaftlichem Gesang hingeführt haben, und sie dann allerdings gegen diese unzivilisierten einsickernden Fremdvölker und Germanen den kürzeren gezogen haben. Eigentlich nur in Grossbritannien konnten sich keltische Reste halten und bereiten dort den Engländern bis auf den heutigen Tag Schwierigkeiten. Man konnte in einem wunderbaren Faksimile des Book of Kells blättern, dessen Original im Trinity College in Dublin verwahrt wird.

Wir haben nicht allzuviel Zeit in anderen Teilen des Museums verbracht, ausser in der Kinderausstellung. Zwinschendrin sind wir dann aber doch einen Stock tiefer geschlüpft und haben uns den Bereich am dem Spätmittelalter angesehen. Dank der sehr freundlichen Museumsangestellten konnten wir durch eine Zwischentür mitten in der Ausstellung loslegen, sodass unseren kleinen nicht so schnell langweilig wird.
Schöné Ausstellung (vor allem der Bereich Junges Schloß), freundliches und hilfsbereites Personal so soll es sein.

Aalso, letztens war ich extra in Stuttgart zur Keltenausstellung. Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt. Ich hatte mir einen chronologischen Ansatz vorgestellt, so nach dem Motto: Woher kamen sie, was passierte und wohin gingen sie Jedoch muss ich ehrlich sein und beide Ausstellungsteile bewerten. Die Ausstellung im alten Schloss geht eher um die Kunst der Kelten, und wer beispielsweise in Hochdorf im Museum war, kennt vieles schon. Den zweiten Ausstellungsteil in der Galerie beim neuen Schloss fand ich viel besser. Die diversen Simulationen, wie die Keltensiedlungen aussahen usw. z. B. Auch der Katalog bekommt eine gute Note, ausführlich und gut gemacht.
Fazit: Wer nicht in Hochdorf war, für den lohnt es sich, für die anderen eher nicht.

Das Württembergische Landesmuseum ist eines der Museen, die bei jedem Besuch neue Einblicke geben.
Ein Highlight ist die Abteilung über die Kelten mit dem Grab des Keltenfürsten von Hochdorf. An den Objekten kann man sehen, mit wieviel Geduld und Aufwand sie restauriert wurden. Der Wagen und die kleinen Löwen auf dem ausgestellten Krug bleiben auch nach Jahren im Gedächtnis.
Bekannte Exponate sind die Sperspitze von Wurmlingen und die Schwanenknochenflöte, aber auch neben diesen besonders berühmten Exponaten steht nicht weniger Bemerkenswertes.
Die Numismatische Abteilung mag nur für Spezialisten interessant sein, doch die Uhren und mechanischen Geräte aus der Renaissance lassen wohl jeden Betrachter erstaunen.
Sehr sehenswert ist auch die Glasabteilung, die kunstvolle Schalen, Amphoren und Figuren seit den Phöniziern zeigt. Die Herstellungsweise wird auf Schautafeln erklärt. Hilfreich ist, dass auf der Couch für den Betrachter eine Broschüre ausliegt, die in Skizzen die Glasverarbeitungsmethoden anschaulich macht.
Nicht zu vergessen: Die Gestaltung des Innenhofes, die Widderuhr und die schönen Kapitelle an der Ballustrade.
Das Museum ist nicht nur ein Hort von Schmuckstücken, sondern ein Schmuckstück an sich.

DIE PIRATEN
Eine Mitmach-​Ausstellung für Kinder
kann noch bis zum 13. April 2009 besucht werden und lohnt sich absolut. Groß und Klein kann sich für 0 Euro Piratenklamotten ausleihen (muss nicht) und dann geht es los.
Ein halbes Schiff lädt zum erkunden ein, mit groooßen Kanonen wird auf eine arme kleine Truhe geschossen, auf einem Schiffsdeck wird das Steuerrad gedreht und je nach Richtung taucht vor einem eine Insel auf oder man sieht nur blaues Meeeeer, nach Edelsteinen wird gesucht, Diebesbeute muss verladen werden, wo gehen die Piraten an Deck eigentlich ihr Geschäftchen machen, Segel hissen für Anfänger uns so weiter und so fort. Eine tolle Ausstellung, etwas Merchandising und zufriedene Kinder. Super.
Einzig und allein könnte es sein, dass sich die ganz kleinen (bis 3 Jahre) etwas fürchten. Es ist recht dunkel und eine Stimme im Hintergrund erzählt wilde Piratengeschichten.