Willstätter-Gymnasium

Nun, dies war meine Schule, mein Gymnasium, und ich wäre ein schlechter Verlierer, wenn ich sie negativ beschriebe, obwohl ich sie doch erfolgreich abschloss.
Es ist meiner Ansicht nach müßig, eine deutsche Schule tatsächlich qualitativ bildungstechnisch zu beurteilen, da es auf jeder Schule motivierte und nicht motivierte Lehrer gibt, da es auf jeder Schule interessierte und nicht interessierte Schüler gibt. Deswegen halte ich es für sinnvoll, eine Schule an ihrer Infrakstruktur zu messen, da es meiner Meinung nach im Schülerleben ohnehin weniger um die Schule als Institution als um das, was sich dort und in der näheren Umgebung an gesellschaftlichem Leben abspielt, geht.
In dieser Hinsicht nämlich ist das Willstätter-​Gymnasium meiner Meinung nach bestens aufgestellt. Zwar gibt es noch weitere Gymnasien, welche innenstadtnah liegen, doch befinden sich nur das Scharrer-​Gymnasium und das Willstätter-​Gymnasium tatsächlich innerhalb der Stadtmauern, wobei sich das Willstätter-​Gymnasium sogar tatsächlich teilweise innerhalb des frühesten Stadtmauerrings befindet, was ich für das Scharrer-​Gymnasium nicht beschwören könnte, obwohl ich es halbwegs vermute.
Wie auch immer. Das Willstätter-​Gymnasium besticht durch seine zentrale Lage, was auf der einen Seite zwar als Nachteil angesehen werden kann, da sich dadurch kaum stadtteilnah wohnende Schüler auf dieser Schule befinden, da einfach die Wohngebiete in nächster Nähe fehlen, auf der anderen Seite ist dies auch ein Vorteil, da sich hier ein zusammengewürfelter Haufen von Schülern einfindet, dessen Mitglieder aus allen Ecken der Metropolregion Nürnberg stammen. Sicherlich lässt dies nicht auf eine gesellschaftliche Diversität der Schüler schließen, doch ist diese an einem deutschen Gymnasium im Normalfall ohnehin nicht vorhanden.
Die zentrale Lage der Schule hat (te) für mich persönlich jedoch einen viel wichtigeren Reiz als den oben genannten; die ungemeine Nähe zur Innenstadt machte es uns Schülern leicht, direkt nach Schulschluss durch die Einkaufsstraßen unserer schönen Stadt zu schlendern, um dort unsere kostbare Jugend (zeit) totzuschlagen. Zudem befinden sich in unmittelbarer Nähe auch viele Bars und Kneipen, welche man schon während der (tatsächlichen) Schulzeit gerne besuchte, um sich die ein oder andere Unterrichtsstunde in an sich nicht gedachter Weise zu vertreiben. Selbige Lokalitäten suchte man des Abends ohnehin auf, wenn auch vielleicht nicht in so einer Regelmäßigkeit, falls man sie nicht schon durch den vormittäglichen Gebrauch gekannt hätte.
Alles in allem sind alle historischen, stadtbekannten und beliebten Sehenswürdigkeiten, Plätze und Einkaufsmöglichkeiten Nürnbergs von dieser Schule aus in kürzester Zeit zu erreichen. [Und wenn das KOMM vormittags schon geöffnet hätte, so wäre der Weg auch nicht weit.]
An sich ist die Schule auch nicht wirklich hässlich; das Hauptgebäude ist ein typischer 50er Jahre Bau, welcher halbwegs geglückt in die Altstadtarchitektur eingepasst wurde, doch schließen an diesen nicht nur der mittelalterliche Laufer Schlagturm und die mittelalterliche Landauer Kapelle an, sondern auch indirekt die barocke Egidienkirche und der zum Schulkomplex gehörende, 1526 von Philipp-​Melanchthon gegründete und mittlerweile nach ihm benannte Melanchthon-​Bau an, in welchem selbst Hegel unterrichtete, welcher ja immerhin Marx den rechten Weg deutete.
Dem Innenleben der Schule ist, wie gesagt, nicht viel beizumessen, da dieses von den Schülern und Lehrern abhängt — aber natürlich auch zum Großteil von der Bildungspolitik der Länder und des Staates.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Willstätter-​Gymnasium eine wahrhaft klassisch schöné Schule ist, infrastrukturell gut eingebunden und im Endeffekt… na ja, es ist halt eine Schule.