St. Bonifaz

Dieser Beitrag soll drei katholische
Kirchen des Erzbistums Bamberg im Südwesten Nürnbergs mit einem
Gedenkstein für eine deutsche Sozialreformerin, unmittelbar neben
einer der Kirchen gelegen, verweben. Der Name Juchacz ist in Deutschland
relativ selten (8 Telefonbucheinträge bedeuten laut
statistisch etwa 21 Namensträger) und aufgrund der
Buchstabenverbindung cz leicht als polnischer Herkunft zu
identifizieren. In Polen gibt es dementsprechend auch 350
Telefonbucheinträge für den Familiennamen mit einem klaren Maximum im westpolnischen Posen
(37 Einträge mit statistisch vermuteten 91 Namensträgern). (Siehe Foto unten) Etwa 40 Meter voneinander entfernt: Das südliche Buntglasfenster von St. Bonifaz und der am Ostrand einer Wohngebietsgrünanlage an der Leopoldstraße gelegene Gedenkstein für eine frühe SPD-​Politikerin Die für
die slawischen Sprachen typischen Reibe– und Zischlaute, die in den
ostslawischen Sprachen mit kyrillischer Schrift durch Buchstaben
glagolitischen Ursprunges gekennzeichnet werden, da
das griechische Alphabet auf seiner Palette für die Beschreibung dieser Laute nichts parat hatte, und die in den meisten west– und
südslawischen Sprachen (tschechisch, slowakisch, kroatisch,
slowenisch) mit dem diakritischen Zeichen Hatschek (tschechisch
Häkchen) über einem lateinischen C, S, St oder Z
beschrieben werden, sind in der polnischen Sprache, die weitestgehend
auf diakritische Zeichen verzichtet, durch Buchstabenkombinationen
wie Cz, Sz, Szcz zu erkennen. Also lässt der Nachname Juchacz auf
eine Verbindung nach Westpolen schließen und tatsächlich wurde
Marie Juchacz in Landsberg an der Warthe (heute Gorzów Wielkopolski)
120 km Luftlinie nordwestlich von Posen geboren, allerdings als Marie
Gohlke und ihren (in Deutschland) außergewöhnlichen Namen hat sie
einer Heirat zu verdanken. Marie Juchacz war SPD-​Mitglied und von
1920 bis 1933 Mitglied des Reichstages. Durch rechtzeitige Exilierung
(Saarland, Elsass, Paris, Marseille, USA) entging sie dem Schicksal
anderer Reichstagsabgeordneter während der nationalsozialistischen
Zeit (siehe dazu auch den Beitrag Denkmal zur Erinnerung an 96 von
den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete von Qyper
FalkdS). Ein unbearbeiteter Felsbrocken trägt eine Bronzetafel mit Namen, Lebensdaten und Porträtrelief der Frauenrechtlerin (1879 1956). Bekannt wurde Marie Juchacz als
Gründerin der Arbeiterwohlfahrt (13.12. 1919), weshalb man ihr
wahrscheinlich auch den Gedenkstein in der Grünanlage zwischen
Gernotstraße und Leopoldstraße westlich der Kirche St. Bonifaz
setzte. (Siehe Foto unten) Von links oben im Uhrzeigersinn: Südansicht der Kirche St. Bonifaz (Stadtteil St. Leonhard, 1964) an der Leopoldstraße, die Filialkirche St. Lioba (Großreuth bei Schweinau, 1996) an der Ecke Wallensteinstraße/​Hornungstraße, die St. Wolfgangskirche (Schweinau, 1958) an der Friesenstraße und Innenansicht der St.-Bonifaz-Kirche an einem Spätherbstvormittag. (Siehe Foto unten) Neben dem Gedenkstein für die
Gründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) soll dieser Beitrag noch die
drei wichtigsten Baulichkeiten des Pfarreienverbundes St. Bonifaz und
St. Wolfgang in einigen Bildern und mit den wichtigsten Daten
darstellen. Die beiden katholischen Pfarreien erstrecken sich über
die Stadtteile Sündersbühl, St. Leonhard, Schweinau, Hohe Marter,
Großreuth bei Schweinau und Gaismannshof zwischen der Bahnlinie nach
Fürth im Norden, der Linie nach Augsburg im Osten, der
Südwesttangente im Süden und der Ringbahn im Westen.