Heinz Baumüller Ausstellung Lapidar

Wikipedia meint zu dem Begriff Lapidar: Lapidar (lat: lapis Stein, daher: in Stein gehauen) nennt man einen wuchtigen, knappen Erzählstil, der ohne Ausschmückungen oder weitere Erläuterungen auskommt. Lapidarität wird in der Regel als im positiven Sinne nüchtern und objektiv empfunden, kann aber bei tragischen oder traurigen Themen als Zynismus aufgefasst werden. Der Ausdruck leitet sich vermutlich von den als gradlinig und schnörkellos aufgefassten Steininschriften der altrömischen Antike ab nicht zu vergessen, dass vor der Römischen Lapidarschrift noch die Griechische Lapidarschrift anzusiedeln ist. Im Englischen nennt man diesen Stil matter of fact (etwa: tatsachenartig).
Nun muss ich etwas weiter ausholen. Heinz Baumüller, dem wir diese grandiose Ausstellung in der ehemaligen Raketenstation der Insel Hombroich zu verdanken haben, ist ein Bildhauer wie er im Buche steht. Er ist von solider Statur, wie es jeder ordentliche Bildhauer ist. Er hat bei dem grandiosen Schweizer Bildhauer Bernhard Luginbühl und bei vielen anderen Künstlern assistiert. Er ist aus dem Umfeld von Joseph Beuys bestens bekannt. Er macht seine eigene Kunst. Großartige. Seine mir bekannten Skulpturen von ihm sind schwer, aber von einer gedanklichen Leichtigkeit. Sie sind sonderbar und wunderbar. Sie sind einzigartig.
(Siehe Foto unten)
Der Raum von 2,4 Metern Breite und 49,0 Metern Länge. Für den Künstler Heinz Baumüller kein Problem
Nun ist Heinz Baumüller immer wieder für Ungewöhnliches bekannt. Er ist also kein Stadtkünstler, kein Angepasster. Ich kann mich gut erinnern, da verkaufte er an einem verkaufsoffenen Sonntag Müll aus einem Container heraus (lieber Heinz, ich hoffe, ich habe das richtig in Erinnerung). Heinz ist also, wie Sie erkennen, ein Freund von mir. Ich mag keine Freunde, die unbestimmt sind. Heinz Baumüller duldet keine Unbestimmtheit. Er ist gerade heraus und seine Gedanken haben eine ungewöhnliche Kraft und Wucht.
Nun macht er etwas in seiner Ausstellung LAPIDAR, was mich total irritiert hat. Er bedruckt in ungewöhnlicher Leichtigkeit in einer für einen Bildhauer ungewöhnlichen Weise Papierbögen, die lapidare Sätze aufweisen. Er sagt darauf zum Beispiel Unewigkeit. Oder Was kümmerts mich, wenn mich der Mond ankotzt. Oder Es gibt nichts Schlechtes, außer man dächte es. Oder Je weiter man sich von Gott entfernt, umso näher kommt man ihm. Nun muss ich darauf aufmerksam machen, dass ich hier seine Sätze zitierend verunstaltet habe. Sie sind in einer wundervollen Antiqua-​Schrift in Großbuchstaben auf feine Blätter gedruckt. Sie hängen beidseitig akkurat gehängt in einem 2,4 m schmalen und 49 m langen Ausstellungsraum. 120 Blätter im Format DIN A2. Fein säuberlich mittels Klammern und Nägelchen angeordnet.
Würde man nun glauben, diese Ausstellung hätte mit dem vorhandenen Werk von Heinz Baumüller nichts zu tun, irrt man sich. Gedanken sind nicht austauschbar. Die Denkweise ist gleich. Egal in welcher Form sie geäußert wird. Heinz Baumüller ist immer konsequent. Und das macht ihn ja so gut. Ob auf Papier oder in schweren Skulpturen.