Neu-Eichenberg

Ein Dorf in Hessen.
Nicht mehr, nicht weniger.
Aber
Es ist auch ein Dorf im Dreiländer-​Eck Thüringen, Hessen und Niedersachsen. Oder, ein Dorf im Drei-​Burgen-​Eck zwischen Arnstein, Ludwigstein und Hanstein.
Und ein Dorf nah an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Es ist schlußendlich auch das Dorf, aus dem meine Mutter stammt, besonders in der Kindheit mit der sehr nahen Grenze zum russischen Sektor im Bewusstsein.
Wir haben viel Zeit dort verbracht. Es waren tolle Ferien bei Oma.
Morgens mit Oma noch im Bett Radio hören, dann lecker frühstücken und den ganzen Tag draußen sein. Zum 18 Uhr Glockenschlag mussten wir zurück kommen.
Mit irgendeinem Rad ab durch die Dörfer, naja, überwiegend Neu-​Eichenberg Dorf und eventuell noch den Ortsteil beim Bahnhof. Dort unten haben unsere Verwandten einen Bauernhof.
Frische Milch holen, Katzen, Hunde und vor allem ganz kleine Kälbchen streicheln, durch den Matsch laufen, im Wasser des Karlsbrunnens spielen, Dämme bauen, Laubfrösche aus den Gräben fangen, Birnen frisch vom Baum gepflückt essen. Beim Walnussbaum reife Walnüsse aufsammeln.
Mit Oma auf den Pflanzenplatz gehen, der inzwischen mit Häusern überbaut ist.
Irgendwelche Ponies reiten, im Wald oder um die Steinköpfe spazierengehen und dabei im Steinbruch rumklettern und Brocken aus den Kristalladern lösen und mit nach Hause nehmen.
Immer mit der Warnung vor der Tollwut im Hinterkopf.
Nach Witzenhausen fahren und Eis essen.
Nach Kassel oder Göttingen fahren oder das ehemalige Lager in Friedland anschauen. Verwandte in Unterrieden, Werleshausen oder Dransfeldt besuchen, in irgendwelchen Gruben oder Bergwerken Führungen mitmachen.
Auf dem Spielplatz im Dorf die Seilbahn testen
Im Frühling ist es besonders schön, die Kirschbäume blühen wunderbar.
Nachtrag vom 08.03.2009:
Riecht Ihr ihn auch? Den Frühling?
Es ist wieder so weit, der Frühling kommt und hier in Hamburg sind Frühjahrsferien.
Da ich die als Kind immer in Eichenberg verbracht habe, muß ich also die ganze Zeit daran denken!
Ich habe noch ein paar Zahlen für Euch:
Die Gemeinde Neu-​Eichenberg wurde 1971 gegründet. Die einzelnen Dörfer sind älter. Eichenberg selber wurde ungeführ 1258 das erste mal erwähnt
Alle Dörfer zusammen haben eine Fläche von 3700 ha. Immerhin werden davon doch noch 1100 ha forstwirtschaftlich und 2600 ha landwirtschaftlich genutzt.
Zirka 2000 Einwohner verteilen sich über die Dörfer, wobei unser Dorf Eichenberg mit über 800 Personen am stärksten vertreten ist.
Hier wurde Braunkohle abgebaut und die Hochschule Kassel betreibt hier einen Standort zum Thema Agrarwirtschaft. Direkt bei meiner Oma hinterm Grundstück. Besonders gut gefallen mir die Esel, die sie dort halten.
Die höchste Erhebung hat ca 470 m über NN.

So, da sitze ich hier in Wales — kurz vor dem Wochenende und denke über meine alte Heimat in Nordhessen nach (eigentlich ja drei Sterne):
die Gemeinde Neu-​Eichenberg in Nordhessen. Soso!
Aufgewachsen bin ich im Ortsteil Eichenberg-​Bahnhof (220m hoch gelegen) im Haus der Großeltern. Wir hatten einen schönen Garten, wo ich gerne gespielt habe. Wir hatten auch immer sehr nette Nachbarn, obwohl ich sagen muß, es gibt in der Strasse Leute, mit denen ich keine drei Sätze geredet habe; dabei bin ich ein kontaktfreudiger Mensch. Die Mentalität der Gegend kann manchmal schwierig sein; ich empfinde das jedenfalls so.
Für Kinder und Jugendliche wurde in Eichenberg wenig in der Freizeit angeboten. Zum Schießen (Schützenverein) wollte ich nicht. So spielte ich nach der Schule mit Freundinnen und Freunden, oft bei denen oder bei uns daheim, an der Bahnböschung oder auf dem Ottenberg (dort fuhren wir Schlitten oder mit dem Fahrrad hoch bis zur Zonengrenze). Cool — und schöné Erinnerungen! Konfirmiert wurde ich auch in Eichenberg, wie das halt so üblich ist. Wir waren vier Konfirmanden. Momentan gibt es da einen sehr aufgeschlossenen, relativ neuen jungen Pfarrer, der sehr engagiert ist. Doch solche Gemeindepastoren haben es heute in jeder Gemeinde schwer, wenn nur wenige in die Kirche gehen. Es ist nicht schön, wenn man sich vorbereitet und dann nur sechs /​sieben Leute kommen. Und: ich gehe ja selber nicht
Mit dem Schulbus fuhr ich erst nach Witzenhausen zur Gesamtschule, später mit der Bahn nach Göttingen aufs Gymnasium.
Die Grundschule war für mich — und ist heute immer noch — in Neu-​Eichenberg selbst. Ich bin dort sehr, sehr gerne hingegangen. Die Lage ist einfach traumhaft: mitten in der Natur. Zu meiner Zeit liefen die Kinder noch zu Fuß in die Ernst-​Reuter-​Schule. Auch das hat sich meinen Beobachtungen nach geändert.
Heute:
es gibt einen relativ verwahrlosten Kinderspielplatz, der mehr ein Bolzplatz ist (er wurde wohl dazu umfunktioniert), wo aber selten nur noch die Kinder spielen — auch kaum Fußball. Als ich klein war, war das dort anders. Ich bin gerne gerutscht und habe auf den Schaukeln gesessen und mit den anderen Eichenberger Kindern gespielt.
Einen Lebensmittelmarkt gibt es im Ort nicht mehr — in der ganzen Gemeinde keinen einzigen. Für alte Leute ist der Rollende Supermarkt sehr hilfreich!
In Eichenberg am Bahnhof gibt es eine gute Fleischerei. Mmmh, die Mettwurst schmeckt da vorzüglich, & das Geschäft hat Tradition.
Burg Arnstein ist nicht weit von Eichenberg/​Bahnhof, doch oben angekommen, gibt es nichts zu besichtigen.
Burg Hanstein (ca. 5 km entfernt) liegt schon in Thüringen.
Die Fachwerkhäuser in Eichenberg-​Dorf sind sehr schön. Der Bahnhof Eichenberg war wichtiger Knotenpunkt — und auch heute kommt man noch schnell mit dem Cantus-​Zug nach Göttingen, Bad Sooden Allendorf, Heiligenstadt oder Kassel.
Es gibt schöné Wälder um Eichenberg, in denen ich viel gewandert bin. Radfahren kann man auch ganz wunderbar!
In Neu-​Eichenberg fühlt man sich sicher /​keine Kriminalität eigentlich.
Berge, Neuenrode, Hebenshausen, Hermannrode und Marzhausen gehören zur Gemeinde.
Ach ja: ganz schlimm, dass es in Eichenberg-​Bahnhof IMMER NOCH (!!!) keinen Breitband-​Internetanschluß gibt! Furchtbar für mich. Wie soll ich da an meinem Laptop arbeiten — oder meinen iPod touch benutzen? Da ist es auch kein Wunder, warum sich kein Business hier entwickelt. Anschluß zu Göttingen und Kassel wäre ja super. Eben etwas hinter dem Mond.