St. Peter

Wenn man Unilocalend durch die Lande zieht, stellt man immer wieder mal fest, was für Orte noch nicht angelegt sind, bei denen man aber fest damit gerechnet hätte. So ging es mir am Montag, als ich nach einer Verschnaufpause im Hotel meine fünfte Mainzer Altstadtkirche für diesen Tag aufgesucht und besucht habe. Dass St. Peter noch nicht angelegt war, habe ich gemerkt, als ich einchecken wollte, aber mangels Eintrags nicht konnte… Und dies, wo St. Peter nun eine der schönsten und beeindruckendsten Kirchen in und um Mainz ist. Sicherlich, sie mag im Schatten von Dom und St. Stephan liegen, lohnt den Besuch aber nicht weniger.
Denn hier, am Rande des Bleichenviertels, im Übergang zum Schlossviertel, entstand im 18. Jahrhundert ein Meisterwerk, das es so nicht wie Sand am Meer gibt. Mit dem durchaus örtlich und regional typischen roten Mainsandstein erhebt sich hier eine Kirche mit einer sonst doch eher in Bayern zu verortenden Doppelturmfassade auf ihrer Westseite.
Das Stift St. Peter vor den Mauern, mit einer Tradition aus dem 10. Jahrhundert, verlor durch den 30jährigen Krieg und seine Folgen in Mainz seine Stiftskirche– erst Mitte des 18. Jahrhunderts (genauer gesagt von 1749 bis 1756) wurde eine neue Stiftskirche errichtet. Als Stiftskirche diente sie wegen der Säkularisation jedoch nicht lang, unter französischer Besatzung wurde sie sogar zum Pferdestall umfunktioniert und diente danach gut 100 Jahre lang als Garnisonskirche. Seit nach dem 1. Weltkrieg ist St. Peter eine «normale» Pfarrkirche.
Betritt man die prächtige Kirche aus dem Übergang zwischen Barock und Rokoko, geht es einem schnell wie ein Karpfen– der Mund ist einfach nur noch offen. Wenn man z.B. als Mainzer mal anderen die Heimat zeigen möchte, sorgt St. Peter immer für bleibende Eindrücke. Die im 2. Weltkrieg verlorengegangene äußerst prächtige Deckenbemalung wurde erinnerlich bis Mitte/​Ende der 80er Jahren in einem langen Prozess wiederhergestellt– zum Glück gab es ja Bilder. Auch die original erhaltenen Altäre sind vom feinsten (auf die in Bayern typische offene Präsentation von Reliquien muss man hier wie auch in anderen Mainzer Kirchen naturgemäß verzichten). Besonders beeindruckend auch der moderne Altartisch von Gernot Rumpf, der in Mainz ja auch andere Werke wie etwa den «Beamtenwecker» vor dem Kultusministerium oder die Ummantelung der Heunensäule geschaffen hat. Dass in einer Peterskirche Fische vorkommen, mag ja noch einigermaßen «normal» sein, aber die dort mit untergebrachte Narrenkappe– so etwas kann es einfach nur in Mainz geben. Auch die Kanzel ist ein echter Hingucker– sogar mit einem, wie man früher ja sagte, Mohren.
In einem kleinen Seitenraum hat Pfarrer Landvogt, der sich vor allem nach dem 2. Weltkrieg um Arme und Bedürftige kümmerte und zu dessen Ehren sogar mal an einen Heiligsprechungsprozess gedacht worden war, seine letzte Ruhe gefunden.
Wenn man einen Tag Zeit hat für Mainz, sollte man in St. Peter auf jeden Fall vorbeischauen. Es lohnt sich.