Synagogen Mahnmal

Nach der bürgerlichen Revolution in Sachsen von 1830 gestattete die Regierung die Bildung je einer Religionsgemeinschaft in Leipzig und Dresden. Außerdem durften Juden Land erwerben, um Bet– und Schulhäuser zu errichten. Dies war ein wichtiger Schritt zur bürgerlichen Gleichstellung der Juden.
Seit den 60er Jahres des 19. Jh kam es zu einer starken jüdischen Einwanderung nach Sachsen vor allem in die größeren Städte. 1834 lebten etwa Juden in Leipzig, 1867 waren es schon über 1000.
1854, im Jahr der Grundsteinlegung der großen Gemeindesynagoge, zählte die Leipziger jüdische Gemeinde nur 81 eingeschriebene Mitglieder. 1930 hatte Leipzig mit über 12.000 Mitgliedern die sechstgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands.
Die 1855 geweihte Große Gemeindesynagoge in der Gottschedstr. fasste 1.600 Gläubige und war seit dieser Zeit ein zentraler Ort jüdischen Lebens in Leipzig.
Erbaut wurde sie 1854 – 55 nach einem Entwurf von Otto Simonson, einem Schüler Gottfried Sempers. Wegen der dreieckigen Form des Grundstücks entschied sich der Architekt für einen trapezförmigen Gebäude-​Grundriss, über dem sich in Ost-​West-​Richtung ein rechteckiges Mittelschiff als eine Art Emporen-​Basilika im maurischen Stil erhob.
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 (Pogromnacht) wurde auch dieses Gebäude in Brand gesteckt und völlig zerstört.
1994 wurde von der Stadt die Errichtung einer Gedenkstätte für die verfolgten, ausgegrenzten und ermordeten jüdischen Bürger Leipzigs beschlossen. Nach der Auswahl aus mehreren Entwürfen entschied man sich für jenen, der seit Juni 2001 an der Stelle der ehemaligen Großen Gemeinde-​Synagoge zu finden ist. Das Mahnmal der der Leipziger Architekten Dilengite und Helm, zeichnet den Grundriss der Synagoge nach.
Inmitten mit Ligustersträuchern bepflanzten Fläche markiert ein Rechteck mit 140 schlichten Bronzestühlen die Bankreihen der zerstörten Synagoge. Zu ihnen führen zwei Wege. An einer Seitenwand findet man Erläuterungen auf Deutsch, Hebräisch und Englisch. Ein Gedenkstein aus dem Jahre 1966 wurde in die Gestaltung mit einbezogen.
Und um Diskussionen wie in Berlin vorzubeugen, wie man mit dem Denkmal umgehen soll/​darf, ein Zitat des Architekten:
«Man darf sich nicht nur auf die Stühle setzen, es ist sogar gewollt, dass die Leute hier Platz nehmen».