Texterschmiede Hamburg e.V.

In der Hammerbrookstraße sprühen die Funken. Hier werden Hamburgs Wortakrobaten und Ideenfinder in 12-​monatiger Arbeit geschmiedet, geformt und veredelt. Die Texterschmiede e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Textermangel in den Werbeagenturen entgegenzutreten und den Markt mit Schreibern und Denkern zu beliefern. In den letzten neun Jahren sollen es rund 400 gewesen sein, die als zertifizierte Texter die Schmiede verließen. Solch ein Studiengang dauert ein Jahr und muss natürlich bezahlt werden. Aus diesem Grund sind die meisten Studenten in der Texterschmiede vor allem abends in den Seminaren und Veranstaltungen anzutreffen und gehen tagsüber ihren Jobs nach. Ich habe kein Studium in der Texterschmiede absolviert, aber ich hatte die Gelegenheit, ein paar Veranstaltungen dort zu besuchen. Es gibt häufig Besuche von Gastdozenten aus renommierten Werbeagenturen, Unternehmensberatungs– oder Marktforschungsbüros.
Mein letzter Besuch in der Texterschmiede hing ursächlich mit der Vorführung der Cannes-​Rolle zusammen, eine Präsentation der besten Werbespots, die beim jährlichen Wettbewerb in Cannes gezeigt werden. Den größten Teil dieser Spots wird man niemals in Deutschland zu Gesicht bekommen. Angesichts dieser teilweise sehr witzigen und intelligent gemachten Clips frage ich mich, warum Werbung in Deutschland immer so öde und farblos sein muss.

Oh ja!
Heute abend gehe ich zur Vorführung der Cannes-​Rolle — und bin somit nach Jahren mal wieder in der guten alten Texterschmiede, dem Elitekader der Deutschen Konzeptions-​Kreativen! Hier schon mal ein virtueller Gruß an Detlef Gerlach, Armin Reins und Veronika Classen — verbunden mit einem unendlich tief empfundenen Dank für den unermüdlichen Kampf gegen das Kartell der schlechten Werbung!
Wundert mich, dass keiner der sonst so — schnellen — Werbetexter über diesen berühmt berüchtigten Verein hier seine Meinung abgegeben hat. ;-)
Nun denn, als Ex-​Student und somit Insider muss ich sagen, es ist nicht alles Gold, was da so glänzt: die Vorträge der sogenannten Top-​Kreativen etwa, die kann man sich (zum Teil) leider sparen, denn es ist wie immer mit egozentrischen Künstlertypen: kaum haben sie mal einen Preis für — was weiß ich — bekommen, dann heben sie vollständig ab. Von Ausnahmen natürlich mal abgesehen, denn die bestätigen die Regel.
Davon abgesehen ist die Idee der Texterschmiede immer noch einmalig, ihre Studenten mit den Topagenturen der klassischen Werbeszene zusammenzuführen, und somit für den potentiell talentierten Bewerber eine großartige Chance! Nur sollte jedem Anwärter auch klar sein, dass das Texterstudium eine Menge Selbstaufgabe erfordert, denn Praktikum und Abendvorlesungen + Hausarbeiten können selbst auf Nervenstarke ziemlich zermürbend wirken. Und darüber hinaus: wer nur Mittelmaß zeigt oder gar zu den Trägern der «roten Laterne» gehört, der braucht sich von seinem Texterschmiede-​Studium nicht die riesigen Vorteile zu versprechen. Allerdings bergen ja auch negative Lebenserfahrungen oft ihre positiven Seiten…
Soviel zu meiner Schilderung,
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