Slam Records

Keine Lust auf Musik-​Megastores? Dann nix wie hin zu Slam Records gleich am Spritzenplatz. Klein ist er ja, dieser Laden, dafür aber ausgestattet mit lauter Stöberboxen und Stöberregalen voller CDs und LPs. Ein paar DVDs und Bücher sind auch dabei.
Neben der Kasse gibt’s ein paar Anlagen, wo man in die Medien reinhören kann. Ganz in Ruhe. Im Normalfall drängelt sich hier nicht das Volk, um stapelweise CDs einzuwerfen wie in anderen Stores. An einem Samstag kann einem das allerdings schon mal passieren.
Die Bandbreite ist ziemlich groß, insofern ist für viele Musikgeschmäcker etwas dabei. Die geringe Größe des Geschäftes lässt einen den Überblick behalten. Man findet doch sehr schnell die Sachen, die einen interessieren könnten.

Erst letzte Woche wollte ich nur «kurz» reinschauen, weil ich eigentlich auf dem Spritzenmarkt verabredet war — ich musste meine Verabredung um eine halbe Stunde vertrösten und nahm 3 CD’s und 2 Platten bei Slam mit. Genau das beschreibt es auch. Hier verliert man sich auch wunderbar in dem breiten Sortiment von Platten und CD’s. Wobei ich die Sortierung der CD’s etwas sonderbar finde, da kann schon mal Bön Jovi neben Philip Boa neben Tobi und das Bo stehen. Vielleicht ist es auch bewusst so sortiert, damit einem nichts entgeht.
Der Betreiber ist mäßig sympathisch, sucht in einer Seelenruhe die Platten aus seinen Schubladen heraus und hört «in meinen Ohren» immer etwas anstrengende Mucke. Aber ansonsten ist Slam wirklich sehr gut für Musikfetischisten, Vinylliebhaber, DJ’s und Sammler. Am besten unter der Woche hier vorbeigehen, dann ist es schön entspannt und ruhig und man hat alle Zeit der Welt. Sich danach direkt zu verabreden hat mir gezeigt, bringt nix — ich verspäte mich durch’s Shoppen bei Slam Records immer.

Wie sich ein Besuch bei Slam, dem Second Hand Recordstore in der Bahrenfelder Straße in Ottensen gestaltet, ist grundsätzlich Glückssache und steht im Kontext mit der Person, die sich gerade hinter dem Tresen befindet.
Von Bernd habe ich, seit ich bei Slam ein und aus gehe, und das tue ich schon seit einigen Jahren, nie mehr als ein von einem Räuspern begleitetes «Hallo» oder beim Kauf einer Platte die Standardfrage «Tüte?» gehört, abzüglich des Tages an dem ich ihn fragte, ob es vielleicht möglich wäre, auch mal einen zusammenhängenden Satz zu sprechen, aber das ist eine andere Geschichte…
Cord, offensichtlich der Mann für das Internet Business, ist ein angenehm ruhiger Zeitgenosse und gewährt auch mal Preisnachlass, falls eine Platte eine Macke hat. Er scheint empfänglich für okkulte Themen und teilt mit den bei Musikkennern bekannten Druiden Julian Cope die Begeisterung für Steinkreissetzungen.
Hans, kommunikationsfreudiger bebrillter Nerd, mit einem breiten Wissen ausgestattet, das weit über Musik hinausgeht, ist mir der liebste Slam-​Mitarbeiter. Wie oft habe ich schon am Tresen gelehnt mit ihm gefachsimpelt und darüber hinaus vergessen, warum ich eigentlich hier war.