Seewolf Yachtschule

Muffige abgestandene Räumlichkeiten mit veralteter Ausstattung wie vom Flohmarkt, dazu ein herablassender, sexistischer «Dozent» der mehr von seinen vergangenen «Heldentaten» berichtet, als den eigentlichen Prüfungsstoff zu behandeln. Zusätzlich war das Kursmaterial voller Fehler. Das geht gar nicht!
Ich habe im Frühjahr meine Funkerprüfungen Binnen und See ablegen wollen und eine günstige Möglichkeit zum Training an den Geräten gesucht. Auf der Hanseboot warb der Inhaber der Yachtschule «Seewolf», Kapitän Abel, mit sehr günstigen Preisen. Von Freunden hatte ich gehört, dass seine Schule sehr einfach möbliert sei und er eine teilweise recht spezielle Art hatte, manchmal mehr ab– als anwesend wirke. Und oft Garn spinne. Aber immerhin komme man günstig an Praxiserfahrungen. Also meldete ich mich an.
Die Yachtschule erinnerte mich von Innen an eine Art Trödelladen. Wir nahmen zwischen vergilbten Fotos und eingestaubten Plastik-​Dekorationen auf alten hölzernen Schulbänken Platz. Keine Ideale Arbeitsathmosphäre, sich in verblassten Lebenserinnerungen eines ehemaligen Seemannes zu befinden. Nun ja, das könnte man noch als kultig erachten.
Wir bekamen alle Skripte zu den kursinhalten Binnen– und Seefunk. Während der beiden Kurstage fielen uns Teilnehmern zunehmend Fehler in diesen Skripten auf. Darauf angesprochen sagte Kapitän Abel immer nur «Fehler sind da um die Aufmerksamkeit zu testen». Nein, das geht doch nicht, immerhin sollten die Skripte unsere Prüfungsvorbereitung sein, Und die Funkabläufe wurden genau wie dort beschrieben (und damit leider teilweise falsch) für die Prüfung trainiert.
Ich sage gleich: ich habe meine Scheine trotzdem bestanden. Größtenteils, weil ich Fehler fand und vor den Prüfungen umlernte. Einmal musste ich dennoch in der Mündlichen mein Skript vorzeigen um zu beweisen, dass ich es tatsächlich falsch beigebracht bekommen hatte und eine zweite Chance bekam. Sehr unangenehm.
Am allerschlimmsten in diesem Kurs waren allerdings die Lehrmethoden des Herrn Abel, wenn man sie denn als solche bezeichnen darf. Alle empfanden die Stimmung als furchtbar unangenehm. Die meisten Teilnehmer wurden unterschiedlich offen oder umschrieben als dämlich bezeichnet. Sehr häufig waren sexistische Sprüche dabei.
Ich selbst gehörte noch unangenehmer Weise zu den wenigen im Kurs, die dagegen ständig über den grünen Klee gelobt wurden. Manche Berufsgruppen oder Vorerfahrungen scheinen auf den Kapitän Eindruck zu machen. Trotzdem war ich sicherlich nicht der einzig halbwegs zum Denken fähige Mensch in dem Raum und es war einfach unerträglich, wie beleidigend der Umgang des Kapitäns mit anderen Kursmitgliedern zwischen seinen Anekdoten regelmäßig wurde. Manche zitierte er gar für entsprechende Zurechtweisungen nach vorne wie Grundschüler in alten Zeiten vor den Direktor.
Also, ich habe meine Scheine bestanden und günstig dafür an den Funkgeräten üben können. Die Übungen selbst waren allerdings voller Fehler und hätten mich fast die Prüfungen gekostet. Vor allem Binnenfunk wurde nahezu nicht gelehrt.
Die schlechte Stimmung im Kurs und die Art des Herrn Abel haben mir zusätzlich Bauchschmerzen bereitet und in so einer Athmosphäre möchte ich persönlich nie wieder lernen.
In Zukunft werde ich lieber mehr für Unterricht bezahlen und dann hoffentlich eine konstruktive Vorbereitung zwischen netten, maritim-​begeisterten Menschen haben. Herrn Abels Geschichten werde ich vielleicht freiwillig in einer Hafenkneipe nach einem langen Tag auf See bei einem Whisky lauschen und bestimmt ist auch einiges an Wissen dabei. Für produktiven Unterricht eignet sich sein Konzept meiner Ansicht nach aber überhaupt nicht.

Ich habe Herrn Abel auf der Hanseboot an seinem Stand kennengelernt, wo ich mich nach einem SRC/​UBI-​Lehrgang erkundigte. Aufgrund des günstigen (kombinierten) Lehrgangspreises entschied ich mich für den Wochenendkurs (Sa/​So 10 – 17) zum Messepreis. An dem Wochenende war ich jedoch zunächst von der Schule etwas geschockt, die mehr an eine Rumpelkammer erinnerte: zugestellt, rumpelig, ungemütlich, runtergekommen, kalt. Herr Abel, der zunächst wie ein etwas schrulliger und durchaus amüsanter Seebär auftrat, zeigte sich im Laufe des Kursus jedoch von seiner narzisstischen Seite und schwankte zwischen grössenfantastischer Selbstdarstellung und massiver Abwertung der Kursteilnehmer/​innen. Sein Ton wurde zunehmend schroff und abwertend, wenn Teilnehmer die Aufgaben nicht umsetzen konnten. Die Vermittlung der Inhalte war didaktisch und methodisch sehr schlecht aufgebaut, es herrschte zum Teil eine angespannte «Atmosphäre des Schreckens», was es den unsicheren Teilnehmern schwer machte, Fragen zu stellen. Wenn ein Teilnehmer Herrn Abel auf seine offensichtlich teilweise widersprüchlichen Angaben aufmerksam machte, führte dies zu langen Diskussionen und Ausschweifungen in denen er seine Fehler nicht bekannte und den Fragenden als «unfähig» darstellte.
Die Inhalte der Unterlagen entsprachen zudem nicht dem aktuell gefordertem Wissen, die Unterlagen zum UBI enthielten viele Fehler (v.a. bei der Angabe der Betriebsverfahren, d.h. in welchem Wortlaut die Funksprüche abgesetzt werden müssen). Zudem führte die Ausstattung mit nur zwei Funkgeräten für zehn Teilnehmer dazu, dass die gerade nicht geforderten Teilnehmer der «Zurschaustellung» derjenigen beiwohnen mussten, die tapfer versuchten — trotz dessen, dass sie in einer Tour abgewertet wurden — dennoch die Funksprüche vorzumachen.
Ich nahm aus diesem Kurs mit, dass ich ein Funkgerät mal «in echt» gesehen habe, aber nicht viel mehr, was ich für die Prüfung brauchte. Dafür aber eine gehörige Portion angestauter Wut und Entrüstung über sein gezeigtes Verhalten und die Verschwendung meiner Lebenszeit! Ich kann nur dringend davon abraten hier einen Kurs zu besuchen!
Ich habe die Prüfungen jedoch TROTZ dieser Schulung bestanden, indem ich alles, was ich dort angeblich gelernt hatte, ignorierte und mir stattdessen eine Software für die Gerätekunde (IC-​Soft) und ein Lehrbuch (Klaus Schlösser) für die notwendige Theorie und das praktische Verständnis kaufte, sowie eine App («SBF-Fragen“von Delius & Klasing) für die Prüfungsfragen und eine Homepage mit gesprochenen englischen Funktexten für das Sprachverständnis (auf
) verwendete.
Die von Herrn Abel viel gerühmte geringe Durchfallquote, belegt mit den Worten «oder sehen Sie hier jemanden sitzen, der den Kurs wiederholt?», ist aus meiner Sicht den sehr fairen Prüfern des DSV zu verdanken und der Tatsache, dass niemand freiwillig den Kurs bei Herrn Abel wiederholen würde!