Paternoster

Als Kind waren für mich die Paternoster-​Aufzüge ein spannendes Abenteuer — und es gab viele davon in Hamburg. Inzwischen muss man sie suchen, denn seit 1974 dürfen sie nicht mehr gebaut werden und verschwinden daher langsam aber stetig. Schade!
Der erste Paternoster in Deutschland wurde in Hamburg 1885 in Betrieb genommen, im Kontorhaus Dovenhof. Einen der wenigen verbliebenen findet man heute in der Schauenburger Straße 27, das Treppenhaus ist öffentlich zugängig, so dass jeder sich dem Vergnügen eines Paternoster-​Transportes hingeben kann.
Paternoster sind technisch gesehen Personen-​Umlaufaufzüge. Sie fahren mit gleichmäßiger Geschwindigkeit ohne Unterbrechung und als Fahrgast muss man in diese laufende Bewegung hinein ein– oder aussteigen. In die sogenannten Beförderungskörbe.
Als Kind war für uns lange die spannende Frage, was denn im Keller und oben im Dachgeschoss mit den Körben geschieht, da sie doch ununterbrochen fahren. Abenteuerliche Geschichten waren im Umlauf, von düsteren und geisterhaften Durchfahrten oben und unten und kopfüber wieder herauskommend — wenn überhaupt. Irgendwann trauten wir uns dann, und siehe da — nichts geschah, schön langsam fuhren wir durch das beleuchtete Dunkel und kamen auf den Füßen stehend in die Gegenlaufbahn.
Der Begriff Paternoster kommt gemäß Wikipedia vom katholischen Rosenkranz, bei dem Kugeln auf einer Zählkette aufgefädelt sind. So wie die Transportkörbe beim Paternoster-​Fahrstuhl. Für Behinderte und Ängstliche sind diese Fahrstühle nichts, denn man muss schon mit Augenmaß das Zu– und Aussteigen angehen.
Bei diesem beschriebenen Paternoster hat man direkt daneben einen modernen Fahrstuhl installiert, so dass man die Wahl hat. Für mich keine Frage, wann immer ich hier bin, genieße ich die Nostalgie und Erinnerung an alte gute Zeiten, springe in den fahrenden Korb und verzögere das Aussteigen, so dass daraus ein kleiner Hüpfer wird.
Da Paternoster nur noch für eine Übergangszeit genutzt werden dürfen, empfehle ich jedem, eine Spazierfahrt damit zu machen, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Schon bald werden sie nur noch Geschichte sein!