Lemon Grass

Ein «normaler» asiatischer Imbiss, nicht besser oder schlechter als die anderen Glutamatbuden, was hier vietnamesisch sein soll weiß ich nicht, vielleicht irgendwelche Suppen, aber die habe ich noch nicht probiert. Ich war das erste Mal vor ca. 7 Monaten da, wir hatten buddhistische Fastenspeise und das war echt ok. Gestern hatte ich Tofu mit Nudeln, schmeckte auch gut, schön angerichtet mit frischen Kräutern als Top in einem tiefen Suppenteller, das war zumindest mal optisch eine Differenzierung zu den anderen Asiaten, geschmacklich hätte man auch zu Bok oder Asia Hung gehen können, irgendwie identisch vom Preis und auch vom Geschmack, die benutzen wahrscheinlich alle die gleichen Rohstoffe. Leider biß ich kurz vor Speisenende auf ein Stück Plastik, so ca, 3 cm lang mit der Breite einer Nudel. Nun kann man sagen, das kann ja mal passieren usw. — ich finde das geht überhaupt nicht, ein Haar oder sowas kann passieren, merkt man ja auch nicht, aber Plastik auf keinen Fall. Ich erwarte keine übertriebene Freundlichkeit von Küche und Service, der Job ist stressig in den Stoßzeiten und die Leute werden schlecht bezahlt, aber als ich reklamierte kam nichts, nicht mal heiße Luft, die Dame am Tressen nahm den Teller und stellte Ihn weg, das war es.

Heut hat mein Heisshunger auf vietanemisches Essen mich hierher verschlagen. Bestellt habe ich mir Reisnudeln, Tofu mit Salat und Nüssen und Fischsauce. Zum Mitnehmen.
Zuhause fiel mir direkt auf, dass ¾ der Portion aus Nudeln bestand. Gut fand ich die Fischsauce. Der Salat war recht arm. Das Tofu war sehr eingetrocknet. Schade. Hier geh ich nicht wieder hin..

Im Mercado-​Einkaufszentrum schwimmt man oft wie ein Fisch in Strömungen von Menschen — und merkt ob des Mitgetriebenwerdens vermutlich erst nach Monaten, wenn mal ein Lädchen gewechselt hat. Lemon Grass hatte ich irgendwie auch nicht auf der Rechnung — aber die Familie zuhause hatte strikt geordert, dass ich mal nicht selbst kochen sollte (natürlich um mich zu entlasten, nicht weil ich so gruselig kochte…).
Die Speisekarte des kleinen Imbiss mit wenigen Sitzplätzen ist sehr übersichtlich, die Preise rangieren zwischen 5 und 10 Euro. Die Wahl fiel schnell auf Ente mit Gemüse und Huhn in Massaman Sauce. Etwas irritierend war, dass der Mann, der die Bestellung annahm, auch kochte, während der andere (mit dem ich bis dahin nichts zu tun gehabt hatte) von mir kassieren wollte — nur sprach er dabei permanent irgendwie in eine andere Richtung, wo eine Kundin stand, mit der er gerade noch verhandelt hatte; so kapierte ich erst nach Wiederholungen, dass er 13 Euro nicht von irgendeinem Fixpunkt im östlichen Universum sondern tatsächlich von mir wollte.
Das Essen war schnell fertig und verpackt. Weiter etwas abwertend: das gefrorene Geflügel war schon in der Vitrine zu sehen. Zwar weiß fast jeder, dass mindestens die Hälfte aller «knusprigen» Enten auf Gemüse aus vorgebackenen tiefgefrorenen Entenbrustteilen entstehen, dennoch finde ich es ungeschickt, das gleich so unbekümmert zu zeigen (auch wenn ich keine Illusionen brauche ist ein wenig Ästhetik ganz gut…).
Zuhause getestet: Ente naja, eher zäh als knusprig. Mango-​Sauce dazu: wenig Tiefgang. Gemüse okay. Nur schade, dass es quasi dasselbe war, wie beim Massaman nebenan, der Mann am Herd schien mir schon vor Ort immer die selben Griffe in die Gemüseschublade zu tätigen. Das Massaman (oder vielmehr Ma Sa Man stand wohl da) war irgendwie nicht so richtig profiliert. Recht diskreter Kokoshauch, Wasser, Brühe, Zucker… aber wenn ich an reales Massaman denke… das hier war nicht mal ein bisschen scharf…
Insgesamt taugte die Leistung nicht recht als Anreiz, hierher zurückzukehren — obwohl das Ganze natürlich essbar war. Insgesamt 2 – 3 Sterne.

Für den Salat allein hätte ich 4 Sterne locker gemacht, aber das Fleisch dazu und auch bei dem anderen Gericht war einfach nur gruselig.
Wir bestellten jeder ein Tagesgericht, das mit einem kleinen Softdrink oder einem Mangolassi bei unter 6,00 € liegt. Als wir die Speisen serviert bekamen und das relativ viele Fleisch sahen, war uns eigentlich gleich klar, dass so viel Fleisch für so wenig Geld nicht gut sein kann. Bei mir war es Ente, die nicht nur unappetitlich, da knorpelig und fettig aussah, sondern auch trocken und herb schmeckte. Ich habe nur zwei kleine Stückchen gekostet und den Rest liegen gelassen.
Mein Freund hatte ein Reisgericht mit Hühnchen, Erdnusssoße und Salat. Das Hühnchen sah nach dem Anschneiden absolut unnatürlich zart und ebenmäßig aus. Keine Ahnung, was die Küchencrew damit angestellt hat, aber so sieht kein normales Hühnchen aus. Geschmacklich war es ebenfalls trocken, aber mit der Soße war es noch genießbar (bis auf ein Stückchen, dass uns zu rosa erschien und das wir daher besser liegen ließen).
Zum Schluss noch was Positives: Mein Salat war wirklich toll. Zwar sollte Mango drin sein, aber die war gestern Abend schon aus, aber die Kombi aus vielen frischen Gemüsen mit Koriander und einer asiatischen Vinaigrette (da war auf jeden Fall auch diese typische süß-​saure Soße dran), fand ich sehr gelungen. Für den Salat solo würde ich glatt noch mal wiederkommen, aber den bekomme ich anderswo auch!

Bisher war ich nur einmal hier essen, aber weitere Besuche werden folgen. Die vietnamesische Küche ist hierzulande zwar noch recht unbekannt, doch lohnt es sich wirklich mal etwas auszuprobieren. Das Mango Chicken war geschmacklich und von der Portionsgröße völlig in Ordnung, etwas mehr Reis hätte für den hungrigen Mann noch gefehlt. Die Freundlichkeit des Personals, zu dem Zeitpunkt zwei junge Männer war spitze und humorvoll. Bald werde ich hier mehr probieren!