Fernsichtbrücke

Ähnlich wie die benachbarte Krugkoppelbrücke überspannt
die Fernsichtbrücke am nördlichen Ufer der Aussenalster einen Zufluss der Alster, bzw. den Rondeelkanal, der Wasser aus Goldbekkanal und Alsterfluß in den See bringt. Wie der Name sagt, hat man von hier eine besonders weiten Blick über die fast gesamte Länge der Aussenalster bis nach St. Georg, eine Aussicht, die viele Spaziergänger kurz innehalten lässt. Die wenigsten gucken hierbei zur anderen Seite, wo nördlich der kleine Rondeelteich in der Ferne aufblitzt, versteckt hinter hängenden Weiden und ausschließlich für Bootsfahrende und die wenigen privilegierten Anrainer einsehbar.
Die aus Ziegeln bestehende Bogenbrücke ist ähnlich wie die Krugkoppelbrücke gestaltet, da sie im selben Jahr (¹⁹²⁷⁄₂₈) vom berühmten Hamburger Architekten und Oberbaudirektor Fritz Schumacher (1869 – 1947) errichtet wurde. In den Brüstungsmauern findet man eigenartig anmutende Keramikplastiken, die eine Spezialität des bekannten Bildhauers Richard Emil Kuöhl waren, der in dieser Art viele Hamburger Bauwerke gestalten durfte.
Obwohl die beiden Genannten zahlreiche Projekte gemeinsam betrieben, trennt sie ein Kapitel ihrer Lebensgeschichte: Schumacher wurde noch 1933 von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben und starb 10 Jahre später. Kuöhl wurde in dieser Zeit zur ambivalenten Figur: Als Mitglied der Hamburger Sezession war er Vertreter von avantgardistischen und expressionistischen Ideen, wurde zunächst kritisch beäugt und stand auf der Schwarzen Liste der Nazis bis er sich auf deren Seite schlug und fortan monumentale Kriegerdenkmäler für ihre Ideen produzierte, wie beispielsweise das Kriegerdenkmal am Hamburger Dammtorbahnhof.
Eine recht große Ambivalenz für einen solch harmonischen Ort.