Has Urfa Kebap Imam Usta

Wir hatten uns wohl keinen schlechteren tag aussuchen können um im Centro mit den Kindern zu bummeln, jeder der was umtauschen wollte, oder der ein Gutschein hatte ist wohl ins Centro gekommen. Nach ner bestimmten weile hatten wir Hunger, sind kurz durch food Meile gelaufen, doch da war wirklich nicht was dabei, wo ich sofort reingehauen hätte. Kurz gesagt rief ich bei einem Bekannten an, der sich in der Umgebung bestens auskannte. Kaum hatte ich die Adresse eingegeben, waren wir in 15 Minuten schon da. Von außen sah es schlicht aus, und von innen hatte man sich mühe gegeben, einen orientalischen Flair einzuhauchen. Also im allgemeinen war die Atmosphäre recht in Ordnung, und auch schön gemütlich und sauber. Wir haben schon im voraus ein Adana dürüm bestellt, und eine Joghurt Suppe, damit die Kinder schnell zu essen hatten, Kinder sind eben ungeduldig wenn sie Hunger haben. Wir haben einen gemischten grillteller mit lamm Koteletts, Hähnchen kotlets und lamm Spieß bestellt. Vorweg als Vorspeise haben wir cigkofte und dip mit 3 verschiedenen Sorten bekommen beides war sehr lecker. Dann kam unser grillteller, wo man sofort merkte das das Fleisch von richtigen Fachleuten und mariniert und gegrillt wurde. Das lamm war zart und saftig, das Hähnchen schön durch denoch saftig. Wir waren wirklich sehr positiv überrascht, und werde diesen laden auf jeden fall wieder besuchen wenn wir in der nähe sind.

DUISBURG, ANATOLISCH (2)
In Dijarbakır tat ich, was die meisten westlichen Reisenden dort machen: Ich hatte, um mit Hape Kerkeling zu sprechen, so Magen und Darm. Da hilft nichts, da kann man anrufen, wen man will Allah, Jehova oder Odin, man muß da durch, auch wenn es bedeutet, im stickigen Überlandbus 12 Stunden lang alles zusammenzukneifen, was man an Muskeln zum Drinbehalten und Abdichten so besitzt. Da so etwas bei Tagestemperaturen von 55° Celsius ganz schön schwächt, zwang ich mich, ein Restaurant am Busbahnhof aufzusuchen, um etwas zu essen. Stattdessen erlebte ich eine Lehrstunde in orientalischer Gelassenheit. Der Ladenschwengel, der auf einem Tablett das Fleisch für unsere Grillspieße heranbalancierte, stolperte beim Herbeischlurfen über seine Aldiletten und verstreute im Fallen die Fleischstückchen großzügig auf dem festgestampften Lehmboden des Lokals. Gleichmütig kniete der vielversprechende junge Nachwuchs-​Gastronom daraufhin nieder und fegte das mit Straßenstaub panierte Grillgut mit der hohlen Hand wieder zurück aufs Tablett, um es anschließend für uns zu grillen. Als gewiefte Orient-​Reisende änderten wir darauhin unsere Bestellung geistesgegenwärtig in zwei doppelte Rakı mit Mineralwasser! Şerefe! prosteten wir uns korrekt zu, Auf die Gesundheit!, und das stimmte ja auch.
An dieses denkwürdige Erlebnis wurde ich gestern erinnert, aber der Reihe nach. In Anatolien finden sich häufig Lokale oder Restaurants, die damit werben, einen aile salonu aufzuweisen. Als aus dem Westen angereister Frauenbesitzer und Teilzeit-​Pascha wider Willen sollte man dieses Angebot des Familiensalons unbedingt nützen, denn es bedeutet, daß man seinen weiblichen Anhang mit ins Lokal nehmen darf, ohne daß die anwesenden Männer sie mit sengenden Begehrlichkeitsblicken schier auffressen. Hier darf sich die Frau, was ja sonst im Osten nicht so gern gesehen wird, in Beisein männlicher Begleitung mal rasch einen Bissen unter den Schleier schieben, in familiärem Rahmen sozusagen, und ausnahmsweise, weil vielleicht Muttertag ist oder so.
Gestern war ich zum zweiten Mal im Urfa Ocakbaşı, das sich nunmehr, in Sichtweite gleich doppelter Konkurrenz, aus marktstrategischen Gründen in HAS Urfa Ocakbaşı also DER (eigentliche, einzig wahre, richtige) Urfa Holzkohlengrill umbenannt hat und per Aushang informiert, ein aile restaurant zu sein. Ich durfte also die Gattin nebst schöner Tochter zum Essen mitbringen, welche sich sichtlich ihrer Unverschleiertheit erfreuten. Um einen fairen Vergleich zum gegenüber liegenden Urfa Altın Şiş Ocakbaşı zu haben, gab es wieder Adana-​Kebab, dessen Qualität hier deutlich besser war: Ein üppiger, insgesamt fast einen halben Meter langer, köstlich gegrillter, pikant gewürzter Lammhackspieß mit Reis und Salat (7,50 EUR), soweit man sehen konnte, von tadelloser Qualität. Ja klar, kichert da sofort mein inneres Schandmaul, das ich schwer abschalten kann, Bakterien kann man ja auch nicht sehen!
Worauf mein inneres Schandmaul anspielen möchte, ist folgendes: Zum Bezahlen muß man an den Glastresen, hinter dem sich fast soviel Personal drängelt, wie an Gästen in das kleine gemütliche Lokal passen. Als ich hinzutrat, verteilte eine weibliche Hilskraft gerade die von den halb abgegessenen Tellern anderer Gäste übriggebliebenen Beilagen (in Sonderheit Reis und Bulgur) auf frische Teller, um sie wieder in Verkehr zu bringen; währenddessen scheute sich der Grill-​Mann, der von der Toilette zurück war und immer die Geldscheine für die Kasse annahm, nicht, mit bloßen Fingern Lammkoteletts an die Recycle-​Beilagen zu drapieren.
Als pingliger Deutscher fand ich das wenig appetitlich, verschob aber, da ich mich im anatolischen Teil Duisburgs befand, dezenterweise das Stirnrunzeln und Augenbrauenhochziehen auf die nachfolgende Heimfahrt. Als Gast die Türken über Hygiene zu belehren hätte mit Sicherheit wieder so ein kompliziertes orientalisches Ehrpussligkeitsproblem aufgeworfen, und ich will ja nicht morgen in der Hürriyet als hässlicher Deutscher angeprangert werden, der mal wieder die Türken kujoniert!
Außerdem, eigentlich läßt mich meine Orientorientierung über solche Unreinlichkeiten auch schon mal hinwegsehen nur eben bekam ich eine Mail aus dem Büro der Gattin: Wie es mir denn so ginge? Sie nämliche hätte so Magen und Darm