Dres. Michael Fedel und Dirk Thyselius

Vater lag schwer mit Prostata im Klinikum, ich saß auf der Bettkante, der Typ im Nachbarbett grinste maliziös und meinte hier träfen sich früher oder später alle wieder, und ich dachte du Arsch.
Damit nicht genug. Jahre zuvor, damals war ich 17, hatte Locken wie jung Siegfried, verkündete mir in Walchsee/​Tirol der Dorffigaro etwas abseits des Zentrums nahe der Molkerei bei strahlendem Sonnenschein, ich würde früh né Glatze kriegen.
Na prima. Und jetzt war es soweit, weil auch Navi-​Waypoints mit Toiletten im Stadtgebiet mir nicht mehr wirklich weiter helfen.
Und schon mit 30 hatte ich bemerkt, dass der Figaro recht behielt, obwohl ich heute noch glaube, dass seine Prophezeiung ein dreistes Bubenstück war und ich ohne Self-​Fulfilling-​Effekt die Pracht noch heute hätte.
Dermaßen vorbelastet bat ich meine Holde, die gerade im Ärztehaus zu tun hatte, sie solle mir einen Termin beim Urologen besorgen.
Sie stand am Tresen in der Schlange, bemängelte lauthals dass einige Leute sich offenbar vordrängelten, was aber nicht wirklich der Fall war, weil die aus organisatorischen Gründen Vorrang hatten.
Ergebnis: Wir nehmen zur Zeit keine neuen Patienten an.
Hätte sie doch ihre vorlaute Klappe gehalten.
Nach etwa drei Tagen Schamzeit machte ich mich selbst auf die Socken, in der Hoffnung keine Rückschlüsse zu provozieren.
Mit Händen an der Hosennaht hab ich brav mein Sprüchlein gesagt und hatte unwahrscheinliches Glück. Da muss doch gerade ein Platz (Todesfall?) frei geworden sein.
Inzwischen weiß ich, die Sprechstundenhilfen sind hochkompetent, sehr freundlich und hilfsbereit aber auch streng. Da etwa sowas wie den Brüderle zu geben, wäre fatal.
Doktor Fedel, sympathisch, freundlich, zuvorkommend, beantwortet geduldig meine Fragen und verschreibt mir schließlich Finasterid. Von dieser Möglichkeit hatte mir sein Amtsbruder an meinem alten Wohnort nie was erzählt.
Manchmal setze ich mich jetzt still hin, nippe an meinem Tee und lausche wie die Prostata schrumpft. Der Maliziöse aus dem Nachbarbett hat nicht Recht behalten, inzwischen brauch ich auch die Pinkel-​Waypoints nicht mehr.
Doch damit nicht genug: Wenn der Doc wüsste, wie gut und zuverlässig Finasterid nebenwirkt
Auch der Ösi Figaro hat letztendlich nicht bis in die letzte Konsequenz Recht behalten, bei mir sprießt auf vorgestandener Freifläche wieder eine stattliche Anzahl Haare.
Erfolg auf der ganzen Linie. Vielen Dank Doktor!
Erwähnen muss ich noch den obligatorischen Fragebogen der Praxis.
Ich persönlich halte ja nichts davon und schildere mein Befinden dem Doc lieber persönlich in dürren Worten aber Time is Monkey und Score ist eben Score.
Als ich der Sprechstundenhilfe anfangs mal listig sagte, ich käme mit dem Fragebogen nicht richtig zurecht, da müsste ich ja eine Strichliste führen, dachte ich prima, die Kirsche ist jetzt gegessen. Aber denkste. Nur Minuten später bekam ich eine andere Version, nach meiner spontanen Vermutung den Fragebogen für geistig nicht mehr so ganz geschäftige Senioren.
Ich hab das Ding brav ausgefüllt, allerdings bewundere ich alle anderen Patienten, die wegen ihres phänomenalen Gedächtnisses noch genau wissen dass sie in den letzten paar Wochen in genau weniger als 50% der Fälle beim Pinkeln gestottert haben. Bei mir ist das immer Pipi mal Daumen. Zur Sicherheit verbalisiere ich mein Pinkeln zusätzlich, damit der Doc wirklich weiß was los ist.
Zum Schluss noch was zum PSA-​Test.
Der Preis hierfür setzt sich zusammen aus 4 EUR für die Blutentnahme und 26 EUR für den Test.
Macht né runde Summe, die mir etwas hoch gegriffen scheint.
Mal ehrlich, ich zahl doch im Lokal auch nicht 4 EUR extra, damit der Kellner mir den Korken aus der Flasche zieht.
Hierfür zieh ich einen Stern ab.
Ansonsten Daumen hoch, die Praxis ist hochprofessionell, hat ansprechende Räume und jetzt sogar kostenloses Wlan mit Leih iPad für Umme.
Und das wichtigste, der Doktor ist sehr freundlich, nimmt sich die nötige Zeit für mich, erklärt mir alles und beantwortet meine Fragen ausführlich.
Ich fühle mich dort gut aufgehoben.